Carl Reiss an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Frankfurt am Main, Freitag, 1. November 1878

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Hochgeehrter Herr!

In umgehender ergebenster Beantwortung Ihres werthen Schreibens verfehle ich nicht, Ihnen hiermit die gewünschte Auskunft über die bezügliche Stelle in Weber’sFreischütz* zu geben.

Allerdings hat das hiesige Königliche, vormals Kurfürstliche Hoftheater im Jahr 1821 die Partitur der Oper „Der Freischütz“ direkt vom Componisten abschriftlich und mit dessen Facsimile versehen*, käuflich erworben. Die betreffende, noch heute in amtlicher Benutzung befindliche Partitur enthält jedoch die fragliche Stelle im 3tn Finale nicht. Die von Ihnen angeführten 10 Verszeilen (22 Takte Musik) fehlen vielmehr gänzlich in derselben. | Die Frage, ob Weber die betreffende Stelle beim Betrieb seiner Oper gestrichen, oder erst später nachcomponirt hat, dürfte wohl einer näheren Erörterung werth sein.

Fast möchte ich das Letztere annehmen, da die gedruckten Partituren wie auch Clavierauszüge die auf der Bühne nur selten gehörte Stelle enthalten.

Mit der Versicherung meiner vorzüglichsten Hochachtung zeichne ich, hochverehrter Herr Professor, als Ew. Hochwohlgeboren
ganz ergebener
Carl Reiss

Editorial

Summary

betr. Eremitenstelle befindet sich nicht in der von Weber 1821 erworbenen Partitur

Incipit

In umgehender ergebenster Beantwortung Ihres werthen Schreibens

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Weberiana Cl. X, Nr. 746

    Physical Description

    • 1 DBl. (2 b. S. o. Adr.)
    • am Briefkopf gestempelt: “an Jähns”

    Commentary

    • “… Stelle in Weber ’s Freischütz”Gemeint ist der Beginn der Eremiten-Passage im Finale des III. Akts, Nr. 16, T. 231–252.
    • “… und mit dessen Facsimile versehen”Gemeint ist wohl Webers autographer Eintrag zur Verwendung der Partitur ausschließlich am Kasseler Hoftheater.

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