Stadttheater Breslau (Ballett-Musikdirektor Hugo Pohl) an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Breslau, Montag, 11. November 1878
Zunächst bitte ich ergebenst zu entschuldigen daß ich Ihr mich sehr ehrendes Schreiben erst heute zu beantworten im Stande bin. In Folge einer mich an’s Bett feßelnden Erkrankung erhielt ich Ihren werthen Brief, von Seiten des Theaters erst später zugeschickt u. konnte daher auch die gewünschten Nachforschungen erst später vornehmen.
Lebhaft bedauernd Ihnen nicht nach Wunsche dienen zu können, theile ich Ihnen nun das Resultat meiner Nachforschung mit. Die betr: Partitur die Sie noch im hies: Theater Archiv wähnen ist leider bei dem 1865 stattgehabten Brand des Theaters vollständig mit zu Grunde gegangen.
Von der bis dahin vorräthig gewesenen Bibliothek | ist nur ein kleiner Theil ganz veralteter Werke das im Keller aufbewahrt wurde gerettet worden u. soll gegenwärtig als Makulatur verkauft werden. Die gegenwärtig bei uns in Gebrauch sich befindende Partitur ist aus „Prag“ u. gehörte Herrn Director Wirsing. Sie enthält die betreffende Stelle* nicht. Auf die Worte Ottocar’s: „Sprich du sein Urtheil“ etc. folgt unmittelbar: „So finde nie der Probeschuß mehr statt.“ – u. s. f.
Indem ich nochmals lebhaft bedaure Ihnen nicht dienen zu können, stelle ich Ew: Wohlgeb. mit besonderem Vergnügen mich für spätere Fälle sehr gern zur Disposition u. will hoffen, Ihnen durch günstigere ‡ Umstände‡ noch Freude bereiten zu können.
Mich Herrn Professor bestens empfohlen haltend zeichne
ergebenst
Hugo Pohl
Ballet Mus: Dir:
a. Stadttheater Breslau
Editorial
Summary
teilt mit, dass die Freischütz-Partitur beim Brand 1865 vernichtet worden ist, die gegenwärtig benutzte aus dem Besitz von Direktor Wirsing enthält die Eremitenstelle nicht
Incipit
“Zunächst bitte ich ergebenst zu entschuldigen”
Responsibilities
- Übertragung
- Frank Ziegler