Friedrich Wilhelm Jähns an Julius Benedict in London
Berlin, Donnerstag, 17. März 1870 (Entwurf)

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Sehr geehrter Herr.

Ich fürchte, daß Sie zürnen werden, schon wieder einen Brief von mir [zu] erhalten; er ist aber ein solcher, der keine Antwort nothwendig macht, weil der Schreiber nur danken will. Also Dank für Ihre gütigen Benachrichtigungen, die mir von hohem Werthe waren. Nur noch eins möchte ich erwähnen. Sie haben eigenhändig vor dem Eintritt der Aria des Oberon (Segue L’Aria Oberon 14 A) hinzugefügt: „ursprünglich für | Hüon komponirt – im ersten Akt in E dur“ – Oberon singt also die Arie des Hüon „Von Jugend auf im Kampfgefild“ – „From boyhood trained in battle field“ – „Appena in lui uscia ragion“ welche letzteren Worte unmittelbar den Worten der Copie der Rezitative und denen des ital. Textbuches „Anni di gloria e di perenne amore“ folgen. Es ist das alles ganz klar und einfach; da es aber befremdet, Hüon’s Arie an Oberon gegeben zu sehen, so spreche ich dies alles nur aus, um ganz sicher zu gehen, obwohl ich mir die Arie, als Aufruf zu Muth und Beständigkeit an Hüon gerichtet, sehr wohl angewendet denken kann.

Die Sache im 4. Act mit dem „Più non cercar“ reducirt sich nur auf die Streichung zweier Zeilen bis „la mia fede“ des Hüon. Denn die Verse Roshana’s von „Oh mia tradita speme“ bis „ai vezzi mieibefinden sich in den Recitativen und leiten richtig zum Chor u. Ballet A dur 6/8 ein.

Haben Sie nochmals den herzlichsten Dank für Alles! In herzlichster Verehrung habe ich die Ehre zu sein Ew: Hochwohlgeboren
ganz ergebenster F. W. Jähns.

N.S.

Wenn Sie gelegentlichst 2 Minuten Zeit hätten, die Sie meiner Arbeit zu Gute kommen lassen können, so bitte, sagen Sie mir, ob die Schröder-Devrient die Rezia gesungen u. vielleicht auch wann, d. h. in London! Die Agathe, weiß ich, gab sie dort! d. Ob.

Verzeihung für den schlimmen Frager! Ich verspreche, daß Sie nicht in den Fall kommen sollen, wie C. M. v. Weber in seinem „bürgerlichen Familien-Märchen“ zu sagen: „Nur nicht gefragt, oder nach der Frage gefragt!!!“ Hinterlassene Schriften von Carl Maria von Weber Bd. I. Vorwort p LXVII*.

Apparat

Zusammenfassung

dankt für Auskünfte und fragt noch, ob es stimmt, dass in seiner Fassung Oberon die Arie Nr. 14A des Hüon singe, des weiteren fragt er, ob die Schröder-Devrient die Rezia in London gesungen habe und wann

Incipit

Ich fürchte, daß Sie zürnen werden

Überlieferung

  • Textzeuge: Entwurf: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 1118

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Eveline Bartlitz, „Verzeihung für den schlimmen Frager!“ Der Briefwechsel zwischen Friedrich Wilhelm Jähns und Julius Benedict, in: Weberiana. Mitteilungen der Internationalen Carl-Maria-von-Weber-Gesellschaft e. V., Heft 20 (2010), S. 83f.

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Bd. I. Vorwort p LXVII“Das Zitat lautet korrekt: „nur nicht gefragt, oder gar nach der Frage gefragt“, entnommen aus: Ein bürgerliches Familien-Mährchen, in: Theodor Hell (d. i. Karl Gottfried Theodor Winkler; Hg.), Hinterlassene Schriften von Carl Maria von Weber, Dresden und Leipzig 1828, Bd. 1, S. LXVII.

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