Johann Nepomuk Poißl an Carl Maria von Weber in Prag
München, Freitag, 10. Mai 1816

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An Sr Wohlgebohren

Herrn Karl Maria von Weber.

Kapellmeister und Direktor der

Oper der K: Ständℓ: Theaters

in

Prag.

gegen Postrecepisse.

[Vermerke Webers unter dem Datum:]
erhalten Prag — 15 — .
beantw. —— 24t —— durch Grünbaums.
nebst Notiz und Zettel der Athalia

Theurer Freund!

Deinen Brief mit dem Wechsel* habe ich richtig erhalten und danke Dir herzlich für die Besorgung dieser Angelegenheit.      Daß Athalia stetts auf neue Hindernisse in der Darstellung stößt, thut mir zwar leid, aber ich weiß daß sie bey Dir in den besten Händen ist, und mein einziger Wunsch ist nur daß Du sie einstudirst und dirigirst um des Gelingens gewiß zu seyn.

Ist es denn wahr daß Du von Prag abgehst, und wann denn? —

Bärmann und Harlaß grüssen Dich herzlichst, und ersterer schreibt schon drey Wochen an einem Briefe an Dich*, der also wahrscheinlich ein Foliant werden wird.      Nun eine Neuigkeit in Beziehung auf mich: — Athalia ist in Darmstadt gegeben worden!* und hat den Großherzog so hingerissen daß er befohlen hat alles was ich geschrieben nacheinander in Szene zu setzen*; Er hat mir durch H: Obermarschall von Perglas die schmeichelhaftesten Zusicherungen seiner Zufriedenheit machen und mich einladen lassen selbst nach Darmstadt zu kommen; um zu sehen wie er meine Werke gebe und wie sehr er mein Talent achte.      Daß ich von dieser Einladung profitire kannst Du denken, und höchst wahrscheinlich ändert sich mein ganzes jeziges Verhältniß.      In 8 Tagen reise ich von hier ab, und so wie ich selbst etwas Sicheres weiß, theile ich es Dir mit.      

     Nun lebe einsweilen wohl und schreibe mir nur immerhin hirher, denn meine Frau schikt mir die Briefe nach. Ewig
Dein Poißl

Apparat

Zusammenfassung

trotz der Schwierigkeiten freue er sich, dass Weber seine Athalia geben wolle, erkundigt sich nach Webers Abgang von Prag; Grüße von Bärmann und Harlas; seine Athalia sei vor Ludewig I. mit so großem Erfolg gegeben, dass nun alle seine Werke in Darmstadt gegeben werden sollten

Incipit

Deinen Brief mit dem Wechsel habe ich richtig

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. II A i, 3

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • PSt: a) R. 4. MÜNCHEN. b) Chargé
    • am unteren Rand der Rectoseite von F. W. Jähns links: „Handschrift des Frhrn. Jos: v. Poißl, Opern|Komponisten; Mitschüler Webers bei Vogler“, rechts: „Die 3 Zeilen unter dem Datum München sind von der | Hand Carl Maria von Weber’s.“
    • auf der Briefseite oben rechts gezählt als „63“

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Reipschläger, Emil: Schubaur, Danzi und Poissl als Opernkomponisten. Berlin 1911, S. 133–134

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Deinen Brief mit dem Wechsel“Vgl. Beantwortungsvermerk Webers auf dem vorhergehenden Brief von Poißl vom 5. März 1816 sowie die Tagebuchnotiz vom 1. Mai 1816.
    • „… an einem Briefe an Dich“Weber hatte laut Tagebuch erst am 8. Mai einen Brief von Baermann erhalten; insofern dürfen die drei Wochen eine Übertreibung sein. Das folgende (hier wohl gemeinte) Schreiben empfing Weber laut Tagebuch am 23. Mai.
    • „… ist in Darmstadt gegeben worden!“Premiere am 4. Februar 1816; das Werk erlebte 12 Aufführungen; vgl. Ernst Pasqué, Musikalische Statistik des Großherzoglichen Hoftheaters zu Darmstadt von 1810–1868 und der Krebs’schen Epoche von 1807–1810, Darmstadt 1868, S. 6.
    • „… nacheinander in Szene zu setzen“Weniger erfolgreich war Der Wettkampf zu Olimpia (Premiere 14. Juli 1816), der nur zweimal gegeben wurde; Nittetis (Premiere 29. Juni 1817) kam auf 13 Vorstellungen; vgl. Ernst Pasqué, Musikalische Statistik des Großherzoglichen Hoftheaters zu Darmstadt von 1810–1868 und der Krebs’schen Epoche von 1807–1810, Darmstadt 1868, S. 6.

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