Seidl/Saphir: Abschiedlied an C. M. v. Weber (Wien, November 1823)

Zurück

Zeige Markierungen im Text

Abschiedlied an C. M. v. Weber
für Ludlamshöhle.

von J. G. Seidl und M. G. Saphir.

Der Weber geht von hinnend’rum bringen wir ihm dieß,doch ob auch unser SinnenWird seinen Beifall g’winnen,das wiß’n mir nit g’wiß.das wißn mir nit g’wiß.Wir dachten dieß und jenesWie sichs wohl machen ließ,fürn Weber g’hört was Schönes,doch ob er wird verschmäh’n esdas wiß’n mir nit gwißdas wiß’n mir nit gwiß.Der Weber geht nach BöhmenIns Hopfen Paradieß,Doch ob er sich wird grämenWans geht ans Abschied nehmendas wißn mir nit gwißdas wißn mir nit gwiß. | Zwar d’Ludlam hat prästiretWas nur kreutzmöglich is,Doch wers so komponiret,Ob den nicht mehr gebühret,das wißn mir nit gwiß,das wißn mir nit gwiß.Sein Freyschütz nachzuäffen,das scheint gar manchem süß,Doch ob auch Kunz und SteffenGlei’s Schwarze werden treffendas wißn mir nit gwißdas wißn mir nit gwiß.D’Euryanthe, seyds nit böse,Is weiter a kan Rieß,doch ob ichs Buch der ChezyAuch ohne d’Noten lesedas was mer nit gwißdas wißn mir nit gwiß!Ich kenn’ auch hin und wiederVon ihm noch das und dieß,doch ob ihr schön’re LiederJe singen g’hort habts Brüderdas was mer nit gwißdas wißn mir nit gwiß. | Du bleibst in Stadt und Stadtelnder Componisten Skies*,doch ob das den BagatelnNicht wird versalzen d’Bratelndas wißen mir nit gwißdas wißen mir nit gwiß.Wir hören das die ReiseIn Dresden er beschlies’,Doch ob im LiederkreiseEr denkt an unser G’häusedas wißn mir nit gwißdas wißn mir nit gwiß."Wie Gott will" ist erschollenVon Weber die Devis’doch ob auch Gott will wollendas man soll beßer sollen,das wißn mir nit gwißdas wißen mir nit gwiß.D’rum schreyt’s halt "Vivat Weber!"als stekets all am Spieß, | Und das dies "Vivat Weber!"Uns geht von Herz und LeberDas Einz’ge was mer g’wißDas Einz’ge wißn mer gwiß.


Nachschrift an C. M. v. Weber.Die Dichter sind halt eitelIn Dresden, Wien, Paris,drum stek Saphir und SeidlIn dein Gedächtnißbeutel,doch weiß man nicht gewißOb dann was drinnen is!

[Originale Fußnoten]

  • * Sküs – die höchste Karte beim Tarockspiel

Apparat

Zusammenfassung

Gedicht von Seidl für Weber (Ludlamshöhle)

Generalvermerk

vgl. auch weitere Gedichte von Seidl an Weber

Entstehung

lt. TB vor bzw. am 1. November 1823

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Solveig Schreiter

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. V [Mappe I A], Abt. 2, Nr. 5

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S.)
    • auf 1r links oben von Jähns: „Handschrift des Humoristen M. G. Saphir.“

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Lucia Porhansl, Frank Ziegler, Mutter Ludlams geplagter Sohn. Weber und die Wiener Ludlamshöhle, in: Weberiana, Heft 5 (1996), S. 40f.

Themenkommentare

        XML

        Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist,
        so bitten wir um eine kurze Nachricht an bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.