WeGA, Briefe, Digitale Edition Carl Maria von Weber und Gottfried Weber an Johann Gänsbacher <lb/>Mannheim, Freitag, 7. Dezember 1810 Weber, Carl Maria von Weber, Gottfried Veit, Joachim Übertragung Eveline Bartlitz Joachim Veit

Version 4.9.1 vom 5. Februar 2024

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Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe
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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

berichtet über Aufenthalt in Frankfurt und Auseinandersetzung mit André; Reise nach Mannheim, wo Peter-Schmoll-Ouverture und Klavierkonzert im Museum aufgeführt worden seien; berichtet über gescheiterten Antrag, in Mannheim zu bleiben; teilt mit, dass er Abu Hassan in Mannheim fertiggestellt habe; legt Satzung des Harmonischen Vereins bei Deinen Brief vom 17. 8br von Salzburg aus habe ich

A; Wien; Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Bibliothek; Weber an Gänsbacher 6

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

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German Obsoletes Element tei:textClass entfernt Beilage "Satzungen" aus dem Text entfernt und Quellenbeschreibung angepasst AuK-Einträge aus den Kommentaren in die history übertragen Kommentare eingearbeitet Personen, Orte, Rollen und Werke ausgezeichnet, Korrekturen Faksimiles verlinkt ID und @keys gegen nicht-sprechende ersetzt. Initiale Transformation aus askSam DB Briefe1
Geliebter Bruder

Deinen Brief vom 17 8br von Salzburg aus habe ich den 1t 9ber richtig in Darmstadt erhalten. mit inniger Freude ergreiffe ich das herzliche du was schon lange in unsrer Seele lag, und nur der Mund nicht aussprach und was so schön uns traulicher zusamenschmiegt, also auf ewig mit biederem Handschlag auf du und du. ich habe dir unter 9t 8ber nach Wien geschrieben unter Adreße der Fr: v: Paradies und hoffe du wirst diesen Brief erhalten haben, daß ich dir so lange nicht mehr schrieb, hatte nicht Faulheit zum Grund, sondern weil die BeylageGemeint sind die Statuten des Harmonischen Vereins (KS 16) noch nicht im Reinen war, und ich auch einen wichtigen VorfallBetrifft die erhoffte Anstellung bei Stephanie von Baden, vgl. weiter unten meines Schiksals ganz abwarten wollte, doch nun zur ausführlicheren Relation wie gewöhnlich.

Die 6 kleinen Sonaten 6 Sonaten JV 99–104, vgl. Brief Webers an Gottfried Weber vom 01. November 1810 für André hatte ich endlich fertig und schikte sie ihm nebst dem Concert pp Lt. TB sandte Weber am 18. Oktober neben den 6 Sonaten noch das Klavierkonzert Nr. 1 JV 98 und das Recitativ und Rondo Il momento s avvicina JV 93 an André. d: 15t 8br. ich hatte so lange mit meinem zu gebenden Concert in FrankfurtVgl. Brief Webers an Gottfried Weber vom 23. Oktober 1810 und Brief Webers an Gottfried Weber vom 01. November 1810 gewartet, um die kältere Jahreszeit abzuwarten, nun war ein glüklicher Zeitpunkt da, meine Bekanntschaften der Umstand daß lange kein Concert gewesen war, alles versprach mir eine gute Einnahme. d: 22t fuhr ich daher von Darmst: nach Frankfurt stelle dir meinen Schrekken vor, als mit mir zugleich die Franzosen einrüktenVgl. Brief Webers an Gottfried Weber vom 23. Oktober 1810 und alle Colonial Waaren in Beschlag nahmen. die Bestürzung und der allgemeine Jammer war so groß, daß durchaus an kein Concert geben zu denken war, ich blieb noch einige Tage in Frank. um zu sehen ob sich denn die Sache nicht wenden würde, da aber kein Anschein dazu da war, so gieng ich d: 30t wieder zurük nach Darmstadt. vorher war ich bey André in Offenbach gewesen, und hatte mich schwer geärgert, er hatte mir meine Sonaten zurükgeschikt, weil – sie zu gut wären, er zeigte mir welche von Demar Johann Sebastian Demar, vgl. Brief Webers an Gottfried Weber vom 01. November 1810 pp so müsten Sie sein, ich erklärte ihm daß ich solch elendes Zeug nie schreiben könnte noch wollte, und verlangte mein Honorar, worauf er mir nur die Hälfte davon gab, und sagte es sey so Sitte bey ihm, die andere Hälfte erst bey Erscheinung der Werke zu bezahlen. was deine Lieder 6 Canzonetten [= 6 Gesänge op. 9 mit Begleitung von Pianoforte oder Guitarre, VN 3004]; vgl. Erläuterungen zum Brief Webers an André vom 20. September 1810 und Brief Webers an Gänsbacher vom 24. September 1810 betrifft, so sind sie in der Arbeit, er hat mir aber nur 11 ƒ gegeben, weil er sagt er könnte das nicht anders verstehen, als daß die 10 Exemplare wie du ihm geschrieben, davon bezahlt würden, ich ärgerte mich zu sehr, um noch ein Wort weiter darüber zu verlieren, und gieng. – d: 1t Nov: nun hatte ich die Freude deinen Brief zu erhalten, gerade an dem Tage wo deine Meße in Salzburg aufgeführt wurde, worüber Papa und Bruder Beer große Freude hatten. H: Hofkamerath Hoffmann überredete mich, mit ihm nach Mannheim zu reisen, und ich, überdrüßig des vielen Unangenehmen wollte auch noch einige Tage ganz meinen Freunden, und der Freude weihen. ich reißte also d: 8t mit ihm ab, und überraschte meine lieben Manheimer. wie ich mich hier befinde brauche ich dir nicht erst zu sagen, wie im Himmel. und alles gedenkt deiner mit Liebe und Freundschaft, besonders das ganze Solomé'sche Haus, Hertlings, Edel, aber vor allem die Brüder Weber und Dusch, auch Frey grüßt dich.

d: 19t war Museum, Vgl. dazu die Kritik im Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 4, Nr. 300 (15. Dezember 1810), S. 1199–1200, Korrespondenz-Nachrichten aus Mannheim. Bei den erwähnten Werken handelte es sich um die Ouvertüre zu Peter Schmoll JV 8, das Klavierkonzert JV 98 und Meyerbeers130. Psalm (De profundis). wo eine Overture von mir, einer von den Psalmen von Beer, und mein Concert gemacht wurden. die Prinzeßin Stephanie war darinn, und war ganz entzükt, bat mich einige Liedchen zur Guittarre zu singen, Nach dem Bericht im Morgenblatt trug Weber auf Wunsch der Prinzessin noch einige italienische Lieder mit Guitarre Begleitung vor, wobei nicht angegeben ist, ob es sich hierbei um eigene Kompositionen handelte; sicherlich waren dies aber nicht Webers Canzonetten op. 29, da diese erst 1811 komponiert wurden. und war so für mich eingenommen, daß Sie mir auf der Stelle antragenVgl. TB 19. November 1810 ließ in Mannheim zu bleiben. alles gratulirte mir, und war voll Freuden mich zu behalten, und ich kann sagen, daß mir auch die Aussicht unter so lieben Menschen zu leben und zu wirken wohl that. Täglich wurde nun von der Sache gesprochen, die ObersthofMeisterin der Prinzeßin leitete das Ganze, man bot mir vor der Hand 1000 ƒ und Quartier und Holz, die ganze Sache war für abgethan anzusehen, als eines Tags /: nachdem ich oft bey der Herzogin Besuche sind im TB nur erwähnt am 23. November (vergeblich, da die Herzogin erkrankt war) und am 26. November. gewesen war und mit ihr gesungen und gespielt hatte :/ mir die ObersthofMst: sagte die Prinzessin hätte mit Ihrem Kaßirer gesprochen, und Sie bedauerte sehr aber ihre Cassa erlaubte jezt nicht mich zu engagiren; Diese Entscheidung geht zurück auf eine Rückfrage Berstetts bei dem Intendanten von Venningen, der es in einem Schreiben vom 26. November für unzweckmäßig hält, daß ein zweiter Direkteur bei einen so schwach besetzten Orchester, als das hiesige ist, angestellt werde. Außerdem scheint ihm diese Stelle gegenwärtig nicht finanzierbar. dieß sagte man mir nachdem man mich 14 Tage herzumgezogen, und ich meine edle Zeit verlohren, und nicht einmal ein Präsent bekommen hatte. da ich meine kleine Oper Abu Haßan fleißig arbeiteVgl. TB 2.–4. und 10.–13. November so beschloß ich Sie hier fertig zu machen, welches auch bis auf das Instrumentiren von 3 Stükken Diese Arbeiten sind im TB nicht erwähnt; lediglich die noch fehlende Ouvertüre ist am 9. Januar 1811 als entworfen und am 11. Januar als instrumentirt vermerkt. Auch im Partitur-Autograph sind (mit Ausnahme der Nr. 2) alle übrigen Nummern als im November componirt angegeben. geschehen ist. ich trete also in Gottes nahmen meine Reise nach München Berlin Hamburg, Kopenhagen pp an. ich war vorgestern in HeidelbergVgl. TB 3. Dezember; der Brief wäre demnach am 5. Dezember begonnen worden! wo dich alle Bekannte grüßen.

Daß es dir mit deiner OperVgl. Brief Webers an Gottfried Weber vom 01. November 1810 nicht beßer geht, betrübte mich auch sehr, wolltest du sie nicht an Giusto schikken? vielleicht können wir sie dann weiter verbreiten.

Sorge dafür daß wir einige gute Corespondenten in Wien bekommen, denn Weber und ich werden wahrscheinlich eine Musikalische Zeitung Vgl. hierzu auch die Nachschrift Gottfried Webers, der den Namen des geplanten Blattes mit Zeitung für die musikalische Welt (wohl in Anlehnung an die Zeitung für die elegante Welt) angibt. Trotz der konkreten Planung der ersten Nummer für den 1. Mai 1811 kam es nicht zur Verwirklichung des Planes. heraus geben, von welcher du im nächsten Briefe, den Plan erhalten und Subscribenten sammeln wirst. Ueberhaupt schreibe an das CentrumGemeint ist Gottfried Weber in Mannheim häufig alles Neue von Concerten, Opern pp in Wien, daß wir es vertheilen können. suche dir Einfluß auf eine bedeutende Zeitschrift in Wien, zum Beyspiel auf die die Schlegel Österreichischer Beobachter, lt. Ernst Behler, Die Zeitschriften der Brüder Schlegel. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Romantik, Darmstadt 1983, von Friedrich Schlegel am 2. März 1810 als neue offizielle Tageszeitung Österreich (S. 5) gegründet. Die Zeitschrift enthielt eine feuilletonistische Beylage, die Schlegel ungefähr ein Jahr lang redigierte und zu der er selbst auch zahlreiche kritische Beiträge lieferte, wohingegen er die Redaktion dieses Blattes bald an [Anton von] Pilat abgab (S. 5). Der Österreichische Beobachter wurde am 2. März 1810 Nachfolgeorgan der von Schlegel begründeten Österreichischen Zeitung, die vom 24. Juni bis 16. Dezember 1809 erschienen war (vgl. Ernst Behler, Friedrich Schlegel, Reinbek 1966, S. 110–113) und erschien bis . herausgiebt zu verschaffen, dieß alles sind Pflichten.

nun antworte mir gleich wieder, von Darmstadt aus schreibe ich auch wieder, empfehle mich deinem theuren gräflichen Haus Karl Anton Reichsgraf Firmian und Maria Anna Gräfin Althann aufs Beste, und denk immer mit Liebe an deinen treusten Freund und Bruder Melos. Manheim d: 7t December 1810.

Nachschrift von Gottfried Weber:

Auch von mir, lieber Bruder, empfange den herzlichsten Gruß, und die Versicherung daß wir uns hier alle innig nach dir sehnen: wie schön wär es, wenn wir beysamen leben und genießen könnten – nun dies ist nun ein mal nicht im Buche des Schiksals geschrieben, und folglich müßen wir uns schon mit der Correspondenz durch Briefe behelfen. Ich will dir also hiemit angekündigt haben, daß du künftig nicht selten Briefe von mir erhalten und hoffentlich nicht unbegeantwortet laßen wirst.

Was sagst du zu unserm Musik.alischen Zeit.schriften Plan? Er war eigentlich darauf berechnet, daß Melos hier bliebe: nun aber wo das gegentheil entschieden ist, hatten wir den Plan anfangs ganz aufgegeben, besannen uns aber bald, daß er auf Reißen sogar mehr für das Aufkommen des Blattes würde wirken können, als durch hier sizen und Mitredigiren. Auf diese Art bliebe freylich die Redact. mir allein auf dem Halse, was ein etwas langweiliges Gespas ist. doch um der guten Sache will und des Profites willen der so gott will herauskommen wird, sey's. Uebrigens hegen wir nun zu dir die Zuversicht daß du auf verschiedentlichen Wegen contribuiren wirst, das Unternehmen glüken zu machen, naml. durch Bemühung Subscribenten u Abbonnenten zu sameln, weshalb zu welchem Ende wir dir den gedrukten Plan Bis zum Druck des Zeitschriftplans scheint das Projekt nicht gediehen zu sein, da später nicht mehr davon die Rede ist. hoffentlich bald zuschiken werden – durch Lieferung von Beyträgen aus deiner Feder als da sind Recensionen vorzügl. aber Abhandlungen über Gegenstände die welche die musicalische Welt intereßiren können, (denn die Zeitung wird den Nahmen erhalten: Zeitung für die musicalische Welt), Wenn du wie ich nicht zweifle, dergleichen schon ein und anderes fertig hast, so gieb es ja vor der Hand in kein andres Blatt, sondern spar es für uns: Wenns gut geht fangen wir mit dem 1t May 1811 an. Uebrigens wirf dich nun gleich einmal recht ins schriftstellerische Fach wie die Sau in Koth, mache dir Connexionen, engagire und sieh dich um nach Leuten welche uns Notizen von Wien aus auch dann noch werden geben können wenn du nicht mehr dort bist. Vor allem aber schreibe recht viel in alle mögliche Blätter über alles was dir vorkömmt damit du recht in Zug kömmst.

Nun leb wohl lieber Bruder, Gott erhalte dich standhaft und waker thätig für die gute Sache. Vergiß nicht mir neben den Vereins Geschäften, auch fleißig ein freundschaftliches Wort zu schreiben. Vale. Erinnre dich noch der Freude welche du mir in HeidelbergBetrifft wohl den Aufenthalt Ende Mai 1810 in Heidelberg; vgl. hierzu und im folgenden Gänsbacher, Denkwürdigkeiten, S. 35–36; Weber spielt wohl auf die etwas dunkle Bemerkung im TB vom 31. Mai 1810 an. im Bette nach jenem vergnügten Abende gemacht hast und wofür ich dir ewig mit Herz, und bey Gelegenheit auch wieder mit Mund und Magen, dankbar seyn werde, – der hasenfüsigen StrohRenomistenVgl. Gänsbacher, Denkwürdigkeiten, S. 35: Ein unangenehmer Vorfall stöhrte die Unterhaltung. Während dem Essen kamen gegen 20 Burschen und machten Lärm im Hause. Der Hausherr verbath sichs. Dusch nahm sich auch der Sache an; es wurden Worte gewechselt und das Resultat war eine Herausforderung, die aber, wie ich nachher erfuhr, nie in Erfüllung gieng. – Diese Störung hing vermutlich zusammen mit der Anfang Mai in Heidelberg erlassenen Auflößung der unter den hiesigen Academikern bestandenen Landsmannschaften, denen auch verboten wurde, Treffen in Wirts- oder sonstigen Häusern abzuhalten, was zu erheblichen Unruhen unter der Studentenschaft führte (vgl. Heidelberger Wochenblatt, Jg. 4 (1810), S. 89 u. 219–221). Vgl. hierzu auch Rheinische Correspondenz, Nr. 163 (14. Juni 1810), S. 649–650. welche uns einige Minuten lang während des Mittageßens bey Houts auf Stift Neuburg incomodirten – des vergnügten Rükwegs über Schwezingen, der verschiednen Vivats welche wir bey'm Punsch deinem LandsMann Andreas Hofer, der Sandwirt (Besitzer des Wirtshauses Am Sande; vgl. Denkwürdigkeiten, S. 36), geb. 1767; führte seit Mai 1809 die Tiroler Volkserhebung gegen die bayerische Herrschaft; nach der Niederlage Anfang November 1809 wurde er am 20. Februar 1810 in Mantua erschossen. ins beßre Leben nachriefen – der erbaulichen Saulieder welche du uns lehrtest pp – denk nur, Dusch ist mit jenen oben belobten Renomistenkerls gar nicht wirklich ad manus gekommen. Sechse derselben ließen ihn fordern, er nahms an, sie zogens aber hernach so sehr in die Länge daß jezt kein Mensch mehr daran denkt. – die Bachschen Corale 12 Choräle JV Nachtrag 23; vgl. Brief Webers an Kühnel vom 30. August 1810 und Brief Webers an Kühnel vom 28. November 1810 sind bereits heraus bey Kühnel.

Meine Frau, – Schwester – u. zwey Schwäger grüßen dich. Vale Tuissimus G. Giusto