Liebster Bruder!
Deinen lieben Brief vom 8t erhielt ich d: 13t zu meiner großen Freude, denn ich glaubte schon an Unheil da du so lange schwiegst. dein Brief war rechter Balsam für mich, und ich schlürfte recht die
herzliche Liebe ein die darinn leuchtet. damit dich meine Antwort noch in Prag treffe,
schreibe ich heute nur wenige Zeilen. Ja lieber Bruder, wir stehn nun allein da, laß uns
fest die Hände zum ewigen Bunde reichen. du machst mich sehr aufmerksam auf deine
HerzensGeschichte. empfange die herzlichsten Glükwünsche zu deinem Geburtstage, und
kläre mir auf, was dir diesen Tag so verbitterte, Theilnahme lindert Schmerzen, und an
meiner fehlt es gewiß nicht, daher erwarte ich den versprochenen Brief über deine
Angelegenheit. — Es ist mir lieb das Liebich noch wünscht daß
ich auf den Herbst komme, übrigens hat er mir nicht geantwortet. sezze mich auch ein
bischen au fait, was man jezt wohl für eine Oper verlangen
könnteZu den Planungen vgl. auch die Briefe an J. Gänsbacher vom 20. März und 25. April 1812. in den EinlösungsScheinenÖsterreichisches Papiergeld nach dem Staatsbankrott 1811; die bislang im Habsburgerreich kursierenden Bankozettel wurden ab Februar 1811 im Verhältnis 5:1 in Einlösungsscheine umgetauscht.. da nun alle Verhältniße geändert sind. vor dem 8br könnte ich ohnedieß nicht kommen. Welch herrliche Aussicht
eröffnest du mir in der Hoffnung mit dir einen Theil künftigen
Winters zu verleben. suche es ja möglich zu machen. was wollen wir zusammen plaudern und
arbeiten.
Für die Notizen von Wien danke ich, sie sind zwar sehr unvollständig, doch da ich selbst nach
Wien gehe, will ich sie schon ergänzen. Daß die Overture von deiner Oper gefallen freut mich unendlichMöglicherweise ist Gänsbachers Hinweis in seinen Korrespondenz-Nachrichten aus Prag vom Juli 1812 auf die Aufführung einer seiner Ouvertüren in einem Prager Liebhaberkonzert im Winter 1811/12 (mit vorzüglichem Feuer, Präcision und Effect
) mit der hier von Weber erwähnten erfolgreichen Darbietung in Verbindung zu bringen., so müßen die Hunde endlich sehen, daß wir überall unsern Mann stellen, ich lobe sehr deine Thätigkeit zu vVerbreitung deiner Arbeiten. ich habe Gestern um 9 Uhr ein Stoßgebet für dich gen Himmel fahren laßen. schreibe mir ausführlich über die
AufführungAm 14. Mai 1812 war in der Prager Kreuzherrenkirche Gänsbachers Requiem op. 15 aufgeführt worden; vgl. Gänsbachers Pränumerationsanzeige. ich will es dann in einige Blätter besorgenEntsprechende Veröffentlichungen Webers konnten nicht ermittelt werden.. vergiß auch ja nicht dich mit
der Elegans pp in Correspondenz zu erhaltenBeiträge Gänsbachers für die Zeitung für die elegante Welt sind nur aus dem Zeitraum Sommer 1810 bis Anfang 1811 bekannt..
Tomaschek grüße bestens von mir, und Wittasek sage daß ich ihn
nicht vergeßen hätte, und er nächstens auf etwas rechnen könnte. die Aussicht nach Würzburg mit deinen Comp: ist sehr gut, es wird da ordentlich bezahlt, und baar Geld ist eine schöne Sache. Von Gotha bekomme ich dieich
Wortwiederholung bei Zeilenwechsel herrlichsten
Briefe, man erwartet mich da mit Sehnsucht, und sobald meine Silvana hier gegeben ist, reise ich dahin ab. dieß scheint sich aber noch etwas in die Länge zu ziehen. ich glaube dir schon früher geschrieben zu haben daß Rhigini Kabalen macht, weil er damals die Oper liegen ließ, und erklärte man könnte sie nicht aufführen. d: 11t dieses war endlich eine große Probe die ich selbst dirigirte, das Orchester liebt mich sehr, und alles gieng so vortrefflich als ob wir es schon 10 mal probirt hätten, alle waren erstaunt, erkannten die Musik nicht
wieder, und nun hoffe ich soll nichts mehr der Aufführung entgegen stehen. daß ich
übrigens, über diese Behandlung sehr erbittert bin, kannst du denken, und es soll schon
gelegentlich zur Sprache kommen. ich bin recht gerne hier und man erzeigt mir sehr viele Achtung. Schikke mir doch etwas aus deinen Meßen pp was
man mit 4 Stimmen am Klavier singen kann, damit ich dich hier
auch gehörig Posaune, von Gottfrieds Quartetten sind schon
mehrere gesungen wordenVgl. dazu u. a. Webers Tagebuchnotiz vom 29. April 1812.. Uebermorgen ist des alten Beers
Geburtstag wo ich eine Kleinigkeit dazu comp: habe.
Nun lebe wohl geliebter Bruder, grüße alle
alle bestens besonders Jung, und dein
Haus, und schreibe bald wieder, deinem dich ewigmöglicherweise Wortverlust durch Siegelausschnitt liebenden BruderW.
B: d: 156t May 1812.