Carl Maria von Weber an Friedrich Rochlitz in Leipzig
Prag, Dienstag, 21. Juni 1814

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S: Wohlgebohren

dem Herren Hofrath

Friedrich Rochliz.

zu

Leipzig

Theuerster Freund!

In meinem Leben ist mir ein Reiseplan nicht so oft verrükt, verdreht, verschoben, fast gar aufgehoben und und durchkreuzt worden, als der jezige. Von einem Tage zum andern verschob ich die Antwort auf Ihren lieben Brief vom 24t May um doch endlich mit Bestimtheit schreiben zu können, aber immer noch segle ich auf dem Meere der Ungewißheit, und will nur nicht den heutigen Posttag als den wahrscheinlich lezten der Sie noch in Leipzig ereilen wird, vorbey gehen laßen.      da meine Reise sich so lange verzögert hat, so werde ich Anfangs Juli gleich von hieraus nach Liebwerda ins Baad reisen und von da aus Sie in Radeberg besuchen. dann nach Berlin gehen, und erst im September nach Leipzig und Weimar gehen. Wäre dann nicht vielleicht ein Concertchen in Leipzig zu Stande zu bringen? —

Endlich habe ich die Musik: Z: von 1–18 bekommen, und mich herzlich erfreut und gelabt an Manchem Trefflichen darin. der Scherz Ihrer M: Reise* ist auch mir troz seinem frohen heiteren Gewande, als schwerer Ernst auf die Brust gefallen, und ist dieß eine Farbe die unwillkürlich dem lebhaft fühlenden in allen Arbeiten die in die jezige ZeitEpoche fallen dur[ch]schimmert.      dem Wenigen, was ich in dieser Zeit geleistet wird dieser Stempel auch nicht fehlen, und ich bin einst über Ihr Urtheil darüber begierig. – Theurer Freund, mit welchem liebevollen scharfsinnigen Gemüth, haben Sie meine Lieder beurtheilt*, und wie sehr erkenne ich, und werde es zu beherzigen wißen was Sie mir zuwinken. Dank!, herzlichen Dank.

H: Härtel hat nicht an mich geschrieben, und, — soll ich es aufrichtig sagen? ich würde mich jezt schwer entschließen ihm etwas zu geben. Er hat der aufkeimenden Pflanze zu schonungslos alle Nahrung und Hülfe versagt, als daß man ihm nun die herannahenden Früchte so gerne geben sollte. Wenigstens nicht wohlfeilen Kaufs.      Schleßinger wünscht alle meine Werke zu verlegen, und das hat von einer Seite betrachtet manches Gute, aber ich liebe die Monopole nicht.

Mündlich Ihren gütigen Rath darüber.

An Ihre treffliche Hausfrau, und die liebliche Rosa, alles Erdenkliche von Ihrem unveränderlich treusten Freund Weber

Apparat

Zusammenfassung

seine Reisepläne seien ständig durchkreuzt worden; teilt ihm nun die voraussichtliche Route mit; dankt ihm für die Rezension seiner Lieder in der AmZ; über sein Verhältnis zu Härtel und Schlesinger

Incipit

In meinem Leben ist mir ein Reiseplan

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. II A c, 6

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • Papier-Siegelrest

    Provenienz

Textkonstitution

  • „nicht“über der Zeile hinzugefügt
  • s„S“ überschrieben mit „s

Einzelstellenerläuterung

  • „Scherz Ihrer M: Reise“ „Musikalische Reise von Großmiezchen nach Lämmel“, in: AmZ, Jg. 16, Nr. 15 (13. April 1814), Sp. 237–252.
  • „… haben Sie meine Lieder beurtheilt“Die Rezension von Webers Liedern op. 25 erschien in: AmZ, Jg. 16, Nr. 12 (23. März 1814), Sp. 193–198.

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