Carl Maria von Weber an Hinrich Lichtenstein in Berlin
Prag, Mittwoch, 19. April 1815

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Dem Herrn Professor

Dr: Lichtenstein

zu

Berlin

Auch nur wenige Worte kann ich dir lieber Bruder, auf deinen freundlichen aus dem Singethee herausgerufenen erwiedern*. da eine Eintönige Thätigkeit einen Tag wie den andern bezeichnet.      Es ist mir unendlich wohlthuend dich so froh und glüklich zu wißen, und ich denke recht, recht oft an dich und deine liebe Victorisirende Victoria der ich herzlich für ihre theilnehmenden Worte danke.      Wie es mir geht wird dir Kysting erzählen, wenn er anders gesprächicher von Prag als Berlin komt, denn seit den 4-5 Tagen die er hier ist*, habe ich beynahe gar nichts näheres von meinen Berliner Freunden durch ihn erfahren. doch war er mir eine sehr frohe Ueberraschung denn es ist ein braves biederes Haus.      Von Brühl konnte ich so etwas erwartenT, und sehe es auch ein, daß gegenwärtig nicht der Zeitpunkt ist sich mehr auszubreiten als das höchstnothwendige erheischt.      ich möchte recht gerne etwas großes schreiben, aber die verfluchten Dichter laßen mich so im Stiche, ich bitte dich auch Gubiz wenn du ihn siehst an mich zu errinnernT.      Troz meinem fortwährenden Husten, befinde ich mich doch um vieles beßer, und kann doch arbeiten, so daß ich nicht nur bald alles an Schleß. abzuliefern*, sondern auch noch mehreres zu leisten hoffe wobey eine 3t Sonate D moll, D Dur, wohl zuerst vorkommen möchte.      Allen Unterschriebnen bezeuge meinen besten Dank für Ihre Errinnerung. die böse Koch wollte also nicht mit unterschreiben? dafür muß Sie heute noch eine Straf Predigt bekommen.      Ich habe glaube ich d: 14t Febr: an dich zulezt geschrieben, d: 17t gab ich mit Hermstedt ConcertT welches ungeheuer voll war. d: 8t huj: gab ich die Wette sehr gut, sie gefiel aber – gar nicht, obwohl die Singenden Personen und das Orchester alles mögliche thaten. die Musik ist zu breit und schwer.

Die neusten ZeitEreigniße drükken alles ungemein darnieder und unsre GeldVerhältniße besonders hemmen jede freye Disposition. ich weis noch gar nicht, ob, und wie ich diesen Sommer meinen Urlaub benuzzen werde, ich habe eine Idee nach München, wohin ich vielfältig eingeladen bin, aber wer kann jezt auf ein paar Monate voraus bestimmen was er thun will.

Nun lebe wohl lieber Bruder und vergiß im Genuß deines Glükes deinen innigst theilnehmenden treusten Bruder Weber nicht.Grüße an Alle.

Apparat

Zusammenfassung

erwähnt Plan zu etwas „Großem“, wozu ihm aber ein Text fehle; teilt mit, dass er einiges komponiert habe und bereits weitere Kompositionen plane; berichtet über ein Konzert mit Hermstedt in Prag

Incipit

Auch nur wenige Worte kann ich dir lieber Bruder

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Leipzig (D), Leipziger Stadtbibliothek – Musikbibliothek (D-LEm)
    Signatur: PB 37, Nr. 13

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Rudorff: Westermanns illustrierte deutsche Monats-Hefte, 44. Jg. (1899), 87. Bd., S. 163
    • Rudorff 1900, S. 56–57

Textkonstitution

  • daß„das“ überschrieben mit „daß
  • „zu“über der Zeile hinzugefügt

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