Carl Maria von Weber an Karl Friedrich Ludwig Kannegießer in Prenzlau
Dresden, Sonntag, 28. April 1822

Zurück

Zeige Markierungen im Text

Absolute Chronologie

Vorausgehend

Folgend


Korrespondenzstelle

Vorausgehend

Folgend

Mit Schreken sehe ich daß Sie fast seit 2 Jahren keinen Brief von mir erhalten haben*. Es ist daher wohl natürlich daß die zierliche Höflichkeit Ihres lezten Schreibens, Empfindlichkeit ausdrükt. Das thut mir herzlich leid, denn ich bin immer der Alte, aber des neuen Drangs wird immer mehr, und daher ist es bös wenn ich nicht der Nachsicht der Verständigen vertrauen darf.      Kurz vor meiner Abreise von Berlin nach Aufführung des Freyschützen, wollte man mich versichern Sie wären in Berlin gewesen. Das würde mir sehr leid gethan haben Ihnen nicht Auge in Auge haben bliken zu können. ich bitte versichern Sie mich daß Sie nicht da waren.      Der Harfner und so manches andere mit ihm, ist noch nicht aufgeschrieben. Aber er ist weder verlegt noch verlohren; ich bin sehr ordentlich – nur nicht im Briefschreiben werden Sie sagen – da ich aber doch täglich einige schreibe so bekomme ich manchmal Lust gar keine mehr zu schreiben, und überhaupt recht unordentlich zu werden und also etwas Genie mäßiges an mir zu haben. Auf jeden Fall würde ich gewiß mehr arbeiten können.

Es versteht sich ja wohl von selbst daß das Weihnachtsliedchen zu Diensten steht*. Der Dichter ist ja der erste Erzeuger.       An die Unbekannten*, habe ich noch nicht komp. so sehr es mir gefällt. der 2t Vers ist mir etwas zu viel Person, das Klavier verjagt die Töne durch seine Bestimmtheit.

Meine Frau hat mir vor 3 Tagen einen Jungen gebohren, und beide sind gesund.

Gott erhalte Sie und die Ihrigen auch so. auch meine Gesundheit beßert sich wieder. Vergeßen Sie mich nicht, zanken Sie, brummen Sie, aber kommen Sie nicht wieder so artig Ihrem herzlich ergebenen
CMvWeber

Apparat

Zusammenfassung

man habe ihm nach der Abreise von Berlin versichert, K. sei in Berlin gewesen; wenn ja, bedaure er sehr, ihn nicht getroffen zu haben; Der Harfner u.a.m. sei noch nicht niedergeschrieben; das Weihnachtsliedchen stehe zu Diensten; Die Unbekannten habe er noch nicht komponiert

Incipit

Mit Schreken sehe ich daß Sie fast seit 2 Jahren

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Verbleib unbekannt

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (1 b. S.)
    • am rechten oberen Rand von Kannegießers Hand: „d 8 Nov. 22 beantw.

    Provenienz

    • Sotheby’s, Katalog 8. Juni 2011, Nr. 355 (mit Faksimile, ohne Adressenseite)
    • Laverdet, Auguste (Paris), Kat. 1863, Nr. 294

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Brief von mir erhalten haben“Vgl. Brief vom 31. März 1820.
    • „… das Weihnachtsliedchen zu Diensten steht“Kannegießer hatte Weber offenbar um die Erlaubnis gebeten, das Lied in seiner geplanten Gedichtausgabe als Notenbeilage publizieren zu dürfen. In diesem Band (Breslau: Reinhard Friedrich Schoene’s Buchhandlung, 1824) erschienen sowohl das Weihnachtslied als auch das Elfenlied.
    • „… erste Erzeuger. An die Unbekannten“Text in der Ausgabe von Kannegießers Gedichten (Breslau: Reinhard Friedrich Schoene’s Buchhandlung, 1824) auf S. 74f.

      XML

      Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist,
      so bitten wir um eine kurze Nachricht an bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.