C. M. v. Weber: Simson an Delila (Gedicht für Liederkreis Silvester 1819)

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Als Simson an Delila. Sylvester 1819 im Liederkreise bei Ueberreichung eines Rasir Wezzers mit Bändern gefüllt.

Delila dich muß ich schauengrausameste aller Frauenhab ich das um dich verdientdaß Du mich so schlecht bedientdu dich ich zum Lieb erkühreschneidst mir ab die Chevelure?giebst mich in Philister Klauenund ich soll dir jetzt noch trauen?und wohl auch noch gargar auch etwas schenkenja, ich werde mich bedenken.Meine Lieb hat dich umsternetDu hast mir ein Haar entfernetHat sich dir denn ganz entneigetwie sich meine Minn’ erzeiget.alles suchend hoher DeutungRäthsel aus der Abendzeitung –Blümlein, Lüftlein, von der Wiese –Verse, lang und scharf wie Spieße,Und dann endlich hingeschmolzenich, von deiner Blikke BolzenAbends sang gleich einemals wie ein NarreGazza ladra zur Guitarre.Delila du delirirestwenn du das nicht respektirest.Und daß ich dich so umsternet Dafür hast du mir entfernetLokkenschmuk vom Haupte gar,kurz du schnittst mir ab die Haar’!doch der ist ja nie gebohrenden die Weiber nicht geschorenDrum thatmuß ich meinnach SchicksalsnehmenFügenwie einauch dem Schiksal nun zu nehmenunterliegen;da du aber gar vermeßenaller Attention vergeßenmich so thätest raufen thunärger als die Magd das Huhn,so erlaub der Rache Wüthen,Dieß Rasirzeug dir zu bietenMög’ es mit geheimen Bandendie sich innerlich umwandenFeßeln dein Erinnrungstonan den Feind, und Freund Simson.

Apparat

Zusammenfassung

ironisch-spöttelndes Gedicht von Weber für den Dresdner Liederkreis, Ansprache von Simson an Delila, die ihm die Haare abschnitt; schenkt ihr im Gegenzug dafür ein Rasierzeug

Generalvermerk

bei Kaiser (S. 531f.) mit dem Titel: „Simson an Delila, bei einem Maskenfeste“; Hell (Schriften), S. LXXVI überliefert dazu folgende Anekdote: am Silvesterabend 1819 (Gastgeber war Fr. August Kuhn) sollten sich die Anwesenden des Liederkreises als historische Paare verkleiden; Weber zog per Los die biblische Gestalt des Simson und mit Eselskinnbacken in der Hand überreichte er seiner Delila die Atrappe eines Rasierzeugs mit Bändern, auf denen das Gedicht stand; die Besorgung der notwendigen Utensilien (Bänder, Rasierzeug etc.) für seinen Auftritt beim Maskenfest rechnete Weber am Ende des Jahres ordnungsgemäß ab; vgl. TB 31. Dezember 1819

Entstehung

30. Dezember 1819 (laut Entwurf); vgl. auch TB

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Solveig Schreiter

Überlieferung

  • Textzeuge: Entwurf: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (II), Bl. 25b/v

    Quellenbeschreibung

    • auf Bl. 2 v von DBl. (Format 33,3x20,6 cm, WZ: bekröntes Wappen; Gegenmarke: KIRCHBERG, Kettlinien ca. 2,6 cm)

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • HellS I, S. LXXVI-LXXVIII
    • MMW II, S. 216–217
    • Kaiser (Schriften), S. 531f. (Nr. 138)

Themenkommentare

Textkonstitution

  • „Wezzers“unsichere Lesung
  • „dich“sic!
  • „auch noch gar“durchgestrichen
  • „gar auch“über der Zeile hinzugefügt
  • „Meine Lieb hat dich umsternet“durchgestrichen
  • „Du hast mir ein Haar entfernet“durchgestrichen
  • „gleich einem“durchgestrichen
  • „als wie ein“über der Zeile hinzugefügt
  • „that“durchgestrichen
  • „muß“über der Zeile hinzugefügt
  • „mein“durchgestrichen
  • „nach“über der Zeile hinzugefügt
  • „s“in der Zeile hinzugefügt
  • „nehmen“durchgestrichen
  • „Fügen“über der Zeile hinzugefügt
  • „wie ein“überschrieben
  • „auch dem“in der Zeile hinzugefügt
  • „nun zu nehmen“überschrieben
  • „unterliegen“in der Zeile hinzugefügt

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