Rudolf Heinrich Zumsteeg an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Stuttgart, Mittwoch, 12. Oktober 1870

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Hochgeehrter Herr!

Ich erkenne keine Aehnlichkeit der von Ihnen gesuchten Handschrift mit derjenigen meiner Tante Emilie Z aus irgend einer Epoche ihres Lebens. Insbesondere aber bin ich überzeugt, daß die Namenbezeichnung unter dem Ihnen mitgetheilten Bildchen Webers* nicht von Emilie Z. herrührt, welche namentlich nie so klein und niedlich, vielmehr groß und breit geschrieben hat. Sodann mache ich Sie darauf aufmerksam, daß dieselbe wohl am 9. Decbr 1796 geboren, bei Webers Aufenthalt in Stuttgart doch fast zu jung war, um eine so fließende und constante Handschrift zu schreiben? Auch ich meine die von Ihnen gesuchte Handschrift schon auf alten Notenblättern gesehen zu haben, doch kann ich mich auch leicht täuschen, weil ich mir nicht allzu große Kennerschaft in Handschriften zutrauen darf.

Ich übersende Ihnen nun einliegend

1.) den Namenszug von E. Z. auf aufgeklebtem Kärtchen, und erbitte mir dieses bei Gelegenheit zurück (ich mußte nach ihrem Tode so viele Blätter mit ihrer Namensschrift vertheilen, daß mir kaum noch ein solches blieb).

2.) ein Blatt mit Text und Noten von ihrer Hand (Rückseite ist fremd)

ferner unter Kreuzband

3.) eine sechsstimmige Composition in 2 Partituren &

4.) mit verschiedenen unterlegten Texten und

5.) dazu 1 autograph. Stimme mit dem ursprünglichen Text von Pirazzi*, dieses Gedicht fand E. Z. bald nach Webers Tod in einer Zeitschrift, componirte es während eines musikalischen Abends, wo es alsogleich von der zu Einübung von Webers Euryanthe versammelten Gesellschaft mit großer Begeisterung gesungen wurde. Dies Lied wurde hier so beliebt, daß man es nachher bei allerlei festlichen Gelegenheiten mit verschiedenen Texten zur Aufführung brachte, wovon 3) u. 4) Beispiele sind. Ich denke, es wird auch Ihren Beifall finden (N o 2–5 dürfen Sie nicht zurückgeben).

Leider weiß ich dieser negativen Auskunft heute nichts Positives beizufügen als die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung Ihr ergebenster
R. Zumsteeg

Apparat

Zusammenfassung

meint, dass die Namenbezeichnung unter dem Weber-Bild nicht von Emilie Zumsteeg herrühre, schickt ihm von ihrer Hand leihweise einen Namenszug, außerdem ein Blatt mit Text und Noten sowie eine Komposition; alles könne er behalten bis auf den Namenszug

Incipit

Ich erkenne keine Aehnlichkeit

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 715

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (2 b. S. o. Adr.)

    Einzelstellenerläuterung

    • „… dem Ihnen mitgetheilten Bildchen Webers“Vgl. den Kommentar zum vorhergehenden Brief vom 15. September 1870.
    • „… dem ursprünglichen Text von Pirazzi“Es handelt sich um Emilie Zumsteegs Komposition Nachruf an C. M. v. Weber „Blicke mild auf uns hernieder“ (Text von Joseph Pirazzi), die bereits in Iris. Unterhaltungsblatt für Freunde des Schönen und Nützlichen, 1828, Nr. 99 (17. Mai), S. 396 erwähnt ist. Pirazzis Text wurde auch von Carl Gollmick vertont (An Carl Maria von Weber, op. 27).

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