Franz Weber an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
London, Freitag, 4. März 1881

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Mein sehr geehrter Herr Professor,

Von einem „Erschrecken“ kann beim Empfang Ihrer werthen Briefe bei mir niemals die Rede sein, es sei denn daß, wie bei Ihren beiden Letzten, mein Gewissen ein wenig bei ihrem Anblick „aufgeschreckt“ worden ist. Doch das thut mir ganz gut, und im Uebrigen bringen mir Ihre lieben Briefe ja nur immer Anregung zu interessanten Nachforschungen in einer, ich darf wohl sagen, uns Beiden wichtigen Angelegenheit.

Was alles ich in Bezug auf die nur einigermaßen zuverlässige Feststellung der Zahl der Aufführungen, auch nur des „Freischütz“, seither gethan habe will ich verschweigen. Es ist so gar unerquicklich zu erfahren daß selbst Benedict, den ich persönlich kenne und an den ich mich speziell gewendet hatte, durchaus keinen Aufschluß geben konnte. Doch genug hiervon. Heute muß ich mich leider sehr kurz fassen und bringe deshalb, was ich zu sagen wünsche, in folgende lakonische Rubriken.

I Ihre beiden noch unbeantworteten Briefe habe ich erhalten.

II Ich weiß nicht wie weit Ihr Werk vorgeschritten ist; ist es möglich Londoner Verhältnisse noch eine Woche zurückzuhalten so bitt ich darum.

III die Zahl der Aufführungen W’scher Opern ist vorläufig nicht festzustellen.

IV Ueber „Abu Hassan“ folgt ergänzende, zuverlässige Nachricht nächste Woche. (Meine frühere Muthmaßung bestätigend)

V„Preciosahoffe ich noch (in ihrer Londoner Gestalt) festzustellen.

VI „Freischütz“ die gewünschte Hawes’sche Ausgabe* ist vergriffen und die berührten Firmen existiren schon lange nicht mehr. Ich verwende seit dieser Woche soviel Zeit wie möglich jene Ausgabe im British Museum zu vergleichen und werde nächste Woche absolut zuverlässiges und vieles Interessante mittheilen können. Es ist der einzige Weg.

VII Die Ausgabe „Natur und Liebe“ von der Sie schrieben habe ich gestern in der Hand gehabt (im British Museum) sie ist zusammen mit dem „Abu Hassan“ gebunden.

In summa, also, kommt nächste Woche Alles das was ich in Bezug auf Weber’s Werke in England für Ihre Zwecke habe ausfindig machen können. Bitte, lieber Herr Professor, entschuldigen Sie die meine heutige Eile und consequent schlechte Schrift. Immer Ihr aufrichtigst
Ergebener F.Weber

Apparat

Zusammenfassung

teilt mit, dass er erst in der folgenden Woche Abschließendes über die Fragen von J. mitteilen kann, vorab: die Aufführungszahl Weberscher Opern lässt sich vorerst nicht feststellen, Angaben über Abu Hassan und Preciosa folgen; Freischütz bei Hawes ist vergriffen, Druck Natur und Liebe hat er im British Museum gefunden

Incipit

Von einem „Erschrecken“ kann beim Empfang

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 655

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S. o. Adr.)
    • am linken oberen Rand Briefnumerierung (rote Tinte) von F. W. Jähns: „5.“

    Einzelstellenerläuterung

    • „… die gewünschte Hawes 'sche Ausgabe“Klavierauszug-Druck „The Whole of the | MUSIC, | consisting of | Overture Songs Duetts, Trios, | and | Concerted Pieces, | in the celebrated MELODRAME called | DER FREISCHÜTZ; | or | The Seventh Bullet | now performing with unbounded applause | at the | THEATRE ROYAL, ENGLISH OPERA HOUSE; | composed by Carl Maria von Weber; | Arranged for the English Stage by | W.M HAWES; | the Poetry translated from the German by W. M.c Gregor Logan. [...]“, London: Royal Harmonic Institution, 1824; Exemplar u. a. A-Wn, M. S. 14382.

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