## Title: Carl Graf von Brühl an Ferdinand Mendheim in Berlin. Berlin, Donnerstag, 13. November 1823 ## Author: Brühl, Karl Graf von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A042034 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Empfangen Ew. Wohlgebohren meinen aufrichtigsten Dank für Mittheilung des Kreutzerschen Briefes über Eurianthe. Ob aus demselben nicht ein wenig KünstlerNeid herausblickt? Webers Musik konnte übrigens für Wien die Roßinischen Opern nicht unterdrücken, denn, den Süddeutschen ist nun einmal eine heitere melodiöse Musik lieber als eine ernste oder schwer gearbeitete. Deshalb liebte man ja auch nie Glucks Opern in Wien, wenigstens nicht seitdem sie deutsch gesungen wurden. Hätte Webers Oper von Italienern können gesungen werden würde sie auch beßern Eingang finden, denn mit einer Mainville Fodor einem David kann sich doch wohl niemand meßen. Hier wird übrigens Eurianthe beßern Success haben als in Wien deßen bin ich fest überzeugt. In Hinsicht des Aufsatzes quaestionis muß ich hier erklähren, daß mir an deßen Erscheinen gar nichts gelegen ist, daß ich ihn sogar nicht einmal wünschenswerth gefunden, und daß ich ihn lediglich Ihnen überschickt, weil ich weiß daß Sie H Sp: zuweilen sehen, und weil er weiß daß Sie zuweilen Aufsätze in die Zeitungen besorgen, ich aber mit diesem Aufsatze in keiner Art etwas wollte zu thun haben, Spontini aber eben so wenig davon abrathen wollte da ihm sehr viel daran gelegen ist und um ganz aus dem Spiele zu bleiben, und nicht sein ewig reges Mißtrauen zu reitzen. Kreutzers Nachläßigkeit danke ich, daß die Recitative noch nicht da sind. Ich weiß nicht wie dieß werden soll! Ob die Oper viel wirken wird? – Ich hoffe es, doch schwöre ich nicht darauf. Kreutzer ist das entgegengesetzte von Weber seine Arbeiten haben gewöhnlich zu wenig Tiefe. Mit aufrichtiger Achtung und Ergebenheit Brühl Berl 13 Nov. 1823