## Title: Helmina von Chézy an Amadeus Wendt in Leipzig?. Dresden, Sonntag, 13. Juli 1823 ## Author: Chézy, Helmina von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A046549 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Theurer Freund! Die Novelle liegt halb durchgearbeitet auf meinem Tische, ich hatte sie erst seit etwa 8 Tagen u schreckliche Hinderung durch fatale Gewitterluft, doch Sie bekommen Sie nun baldigst. Der Sendung lag ein Wechsel 30 Th. auf Arnold bey, den dieser zu Michaelis erst annimmt, doch das schadet nicht. Vielleicht haben Sie, theuerster Freund, die Gelegenheit H. Gleditsch diesen Umstand nächtens zu melden Arnold wünscht es. Da ich erst heut 13 um 3 1/2 Ihren lieben Brief erhalte, so ist es unmöglich daß ich Ihnen Morgen schon die Novelle schicke, denn heut geht keine Post mehr. Recht herzlich bitte ich Sie, mein gütiger Freund, mein Theater Interesse bey H: Küstner mit Macht zu betreiben. Ich bin ja doch keine von den Anfängern, an die man zuletzt denkt, u glaube einige Anerkennung im Voraus schon wegen der Euryanthe zu verdienen. Ich will Ihnen von ganzer Seele gern gefällig seyn, wo ich weiß u kann, wenn mir das möglich seyn sollte, Z. B. daß ich es Ihnen vorzugweise zuschicke, wenn ich wieder etwas, wie die Bertha fertig haben sollte. Es ist seither wenig mit den Novellen geworden. Sie werden | mich nun auch in dem Frauentaschenbuch u wie ich hoffe in der Penelope finden, in die Cornelia mußte ich etwas einsenden. Doch ziehe ich beide genannten Arbeiten vor. Stoffe habe ich über viel, u jeder auf eine Weise, wie mich dünkt wohl aufgefaßt, doch mir fehlt Ruhe u Zeit sie durchzuarbeiten, u die Novelle will gehandhabt seyn. Nicht Baden, nicht Aachen, ein Seebad werde ich bereisen, Rügen, Dobberan oder Cuxhaven Es würde mich freuen Ihnen von dortaus irgend etwas Angenehmes erweisen zu können. Ich muß in der letzten Woche dieses Monats fort. Ist es Ihnen möglich mir in diesen Tagen noch Entscheidung zu verschaffen, so bitte ich inständigst darum, Sie verpflichten mich sehr. Beide Arbeiten sind gefällig, die erstere tüchtig, u die Kleine hat mehr Glück als ich für das schnellgelungene kleine Stück gehofft, nämlich sie wird überall | dankbar aufgenommen. […] Seyn Sie mir herzlichst gegrüßt! Helmina Chezy d. 13 Julius 1823.