## Title: Johann Friedrich Leopold Duncker an Carl Graf von Brühl in Berlin. Berlin, Dienstag, 6. März 1827 ## Author: Duncker, Johann Friedrich Leopold ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A045242 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Sr Hochgebohren Herrn Grafen Brühl General-Intendant der Königlichen Schauspiele Kammerherr S. M. d. Königs, Ritter von hohen Orden eigenhändig cito Die Geschichte mit Oberon fängt an Rumor zu machen und das muß sie, aber um so mehr finde ich mich berufen Ihnen Herr Graf folgende Mittheilung zu machen: Es war nämlich gestern in einer Gesellschaft die Rede von dem Gange der Verhandlungen zwischen Weberschen Agenten und Königlicher Theater Direction. Da erhob sich Jemand aus der Gesellschaft mit lauter Stimme indem er anführte von einem der Weberschen Agenten Nachstehendes gehört zu haben: „Graf Brühl habe ihm selbst (den Weberschen Agenten) gerathen mit dem Königstädter Theater abzuschließen weil bei den jezzigen Verhältnißen die Confußion bei dem Königlichen Theater zu groß sey“ Wenn ich diese Aeußerung auch begreife, so darf sie doch nicht als wirklich gegeben hervortreten weil der Feind nur allzu schnell sich dahinter verschanzen und es zugleich als eine Falle seines Gegners schildern und dadurch die Angriffe auf Sie allein zu wenden bemüht seyn würde. Das darf aber um keinen Preiß seyn denn Sie müßen frei als der reine lautere Hals dastehn. Drum muß der dem Sie etwas gesagt haben durchaus zum Schweigen gebracht werden. Wenn wir uns sprechen will ich Ihnen den Agenten nennen von dem man sagt daß er diese Ihre Aeußerung ausgesprochen und Ihnen zugleich Wink gegeben daß der Feind dergleichen schon ahnet und präsumirt. – Vetter schreibt mir daß er den 27t oder 29t März bestimmt hier eintreffen wird indem er mir es empfhielt Sie Herr Graf angelegentlichst zu ersuchen den Fortgang seiner Gastrollen zu beschleunigen. Er rechnet bestimmt darauf den 31t die erste zu geben. Ich unterstüzze diesen Wunsch und bitte Sie aus Gunst für mich dem Gast um so eher willfährig seyn zu wollen. Ist es wahr daß S. Majestät der König Freytag in das Theater kommen wird? Ehrerbietigst Dunckerden 6. März [1827] […]