Version 4.9.1 vom 5. Februar 2024
Download dieser Datei: 2024-03-29T01:02:00.914Z
Machine-Readable Transcriptions of Newspaper Articles about Music and Theatre Performances in the early 19th Century
Zuschreibung nach Sigle; zur Zuweisung des Pseudonyms
Kommentar: mit Winter sprechen, ob er nicht eine deiner Meßen aufführen will, es
wäre gut, und gäbe wieder Stoff. Am
Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe
The Transcription of the newspaper articles follows the editorial principles of the Carl-Maria-von-Weber-Complete-Edition. For complete guidelines compare http://weber-gesamtausgabe.de/Editorial-Guidelines.
Der Autor dieser Heidelbergischen Jahrbüchern der Literatur waren 1811 drei Rezensionen von
Der Verf. beurkundet auch in der That in diesem Werke tiefes Studium der
Harmonie, und vorzüglich eine schöne Freyheit ästhetischer Ansichten; aus dieser
letzten aber allein steigt die Blüthe jeder Kunst, und in ihrem Mangel ist der
Grund zu suchen, warum die Töne so vieler fertigen Komponisten kein Leben von
sich hauchen, und nur als Schall dem Ohre schmeicheln, nicht als Wort zur Seele
dringen. – Gleich am Eingange ergreift das Kyrie den Betenden mit ernster
Heiligkeit, und bereitet durch einen erhaben-schreitenden Gesang bey immer
schwellender Bewegung in den Violinen den Geist zu dem großen Gedanken der
Gegenwart Gottes, daher auch dasselbe mit schönem Vorbedacht Sanctus, aber in der harten Tonart wiederkehrtGloria nicht gehört zu haben, weil in dieser Zeit
das Gloria in der Messe wegfällt. – Schön gedacht ist das Credo, wo gegen die trockne Deklamation des Glaubensbekenntnisses die
Stelle et incarnatus est etc.OsannaAgnus Dei. In der
lieblichsten Methode (6/8 Takt) führen zuerst Sopran und Alt, dann sie
ablösend Tenor und Baß den Gesang, bis endlich alle vier Stimmen in einander
greifen, und sich in der schönsten Vereinigung durchdringen: der als Folie
dienende Zwischensatz wirft nach Ref. Urtheil einen zu starken Schlagschatten
ins Ganze, und führt durch seine Trockenheit zu weit ab von dem Hauptsatze, so
vortrefflich er auch zu ihm zurückführt. Manche Kunstrichter werden zwar gerade
der Lieblichkeit wegen, welche in diesem Agnus
dei vorherrscht, dasselbe aus der Kirche verweisen wollen, als nicht dem
strengen Kirchenstyle angemessen, allein mit Unrecht. Warum soll nicht das Lamm
Gottes den Menschen in einer kindlich-freundlichen Gestalt erscheinen? warum
sollen wir immer vor der Gottheit niederfallen, von ihrem Glanze geblendet?
warum nicht auch vertrauend ihre zur menschlichen Gestalt gebrochene Strahlen
anblicken, und näher mit ihr Umgang pflegen, wie ja die Bibel auf jeder Seite
lehrt? Die Größe beten wir an, ihr Abstand ist
unermeßlich, und sie wirft uns als Würmer des Staubes zu Boden; aber die Liebe
können wir erreichen durch Wieder-lieben und sie macht uns der Gottheit gleich
und des Himmels fähig. In diesem Geiste ist das Agnus dei
von Weber
Eine wahre Bereicherung der guten Musik wird es seyn, wenn dieser denkende Componist seine Productionen dem Publikum nicht vorenthält.