## Title: Aufführungsbesprechung Berlin, Schauspielhaus: darunter 2. Konzert für Klarinette (WeV N.13) von Carl Maria von Weber am 15. März 1812 ## Author: Gubitz, Friedrich Wilhelm ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030381 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ #lb#Berlin, 17 März.Der Kriegsrath v. Cölln giebt zur Ostermesse ein neues Werk heraus: Die Staatswirthschaft, zum Theil nach antismithschen Grundsätzen; […] Demoiselle Unzelmann, vom Prager Theater, erfreut die Schauspielfreunde durch mehrere Gastrollen, und gab bis jetzt die Myrha im Opferfest, die Emmeline in der Schweizerfamilie. Jeder, der sie vor zwey Jahren sah, gesteht ihr große Fortschritte zu im Spiel und Gesang, und das allgemeine Urtheil sprach sich durch lebhaften Beyfall und Hervorrufen beide Male höchst günstig aus. Man sieht diese gute und verdiente Aufnahme als eine Art von Genugthuung an für den Schmerz, welchen die junge Künstlerinn einst hier erdulden mußte, durch die Kabale Einzelner, deren unreine Absichten unerreicht blieben, und der Einsender ist, mit einiger Eigenliebe, noch besonders zufrieden, daß sein damaliges Bemerken von wirklicher trefflicher Anlage sich bewährt hat, und er also mit allem Rechte in diesen Blättern eine Lanze brach für ein unterdrüktes Talent. Demoiselle Unzelmann geht, ihrem Kontrakte folgend, wieder nach Prag zurük und der Kunstliebende bedauert wahrhaft, daß sie nicht in der Nähe der Mutter, Madame Bethmann, ihr Streben aufwärts beschleunigen kann, da zumal hier, troz dem starken Opern-Personale, unter manchen andern Sachen, die Schweizerfamilie nie gegeben werden kann, wenn nicht aus der Fremde uns eine Emmeline erscheint. Der Prager Bühne und den Musik-Anstalten gebührt alle Achtung, aber dennoch darf es Jedem leid seyn, daß der anerkannt ersten Schauspielerinn Deutschlands die Tochter entnommen wurde und bleibt u. s. w. Denn sie könnte schon jezt mehr noch seyn als sie ist, und müßte hier schneller mehr werden, als sie es dort vermag. Doch ihre Liebe zur Kunst und ihr Fleiß wird Vieles ersetzen. Die HH. Maria v. Weber und H. Bärmann haben zwey Konzerte gegeben. Der Erste hat sich als vortrefflicher Klavierspieler bewährt und als braver Komponist, obgleich man nicht leugnen kann, daß unter vielem Originellen manches Abenteuerliche sich zeigt. Doch das giebt sich, und bis dahin kann die Entschiedenheit seines Berufs uns über Nichtgefallendes trösten. Hr. Bärmann ist ein außerordentlicher Klarinettist, der Kraft und Gefühl mit Geschmack vereint. Der Winter ist, (wir hoffen, auf kurze Zeit) uns zurükgekehrt, nachdem wir uns schon mehrere Tage hindurch in den Blicken des Frühlings neu belebten. – Die Treibhaus-Gärten sind jetzt in voller Pracht, und unsre trefflichen Gärtner (die Familie Bouché), haben auch in diesem Jahre der Natur einen Vorsprung abgewonnen.