## Title: Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: „Van Dyks Landleben“ am 12. April 1818 (Teil 2 von 2) ## Author: Kind, Johann Friedrich ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030254 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Van Dycks Landleben.#lb#(Beschluß.)Nur erst der Anblick von Van Dycks Altarbildern, späterhin auch Lenchens, durch nichts zu erschütterndes Pflichtgefühl, giebt ihr die volle Ueberzeugung, daß Van Dyck eine höhere Bestimmung habe, als diese ländliche, für beide Theile doch nicht dauernd glückliche und mit seiner höchstmöglichsten Vervollkommnung unvereinbare Liebe. Daher ist ihre Verstellung, wo sie ja statt findet, fast nur im Wort vorhanden, glückt aber selbst dann selten, weil Paola Achtung gegen Van Dyck empfindet, wie wohl jedes reine weibliche Gemüth gegen den wahren Künstler. Sie bekämpft Van Dyck mit den Waffen des Geistes, aber ihr Herz ist auf seiner und Lenchens Seite; sie will selten etwas scheinen, aber sie ist immer geist- und gefühlvoll, rein und edel. Diesen hier leicht angedeuteten Ideen des Dichters sind Herr und Frau Werdy schon bei dieser ersten Darstellung sehr nahe gekommen; ja, sie haben selbige, was den Total-Eindruck anlangt, größtentheils erreicht; wenige, diesmal noch übrig gebliebene Wünsche eignen sich nach einer ersten Darstellung mehr zu freundlicher Berathung, als zu öffentlicher Bemerkung. Als ganz vorzüglich sind dagegen bei Herrn Werdy Nanni's Warnung in des Schöffen Stube (auch von der Versammlung mit lautem Beifall anerkannt,) und dessen Feuereifer fast am Schlusse: „So geh'! Verlier' Dich dann in Deines Wahnsinns Träume &c.“, bei seiner Gattin aber der Preiß der italienischen Schule im zweiten Aufzuge, so wie im letzten die Worte: „Wo Gott befiehlt, da muß der Mensch gehorchen!“ und die Schlußworte des Ganzen, so wie die Schlußgruppe, anzuführen, und dies nur so mehr, da wir vernehmen, daß die Künstlerin an jenem Tage krank war und nur mit der größten Anstrengung bis zu Ende spielen konnte. – Endlich, und da in diesem, zur Hälfte malerischen Stück die Nebenfiguren noch wichtiger sind, als in manchen andern, verdient auch Hr. Geiling die öffentliche Anerkennung, in der ihm zu Theil gewordenen kleinen Rolle des gemeinen Reiters, zur Vollkommenheit des Ganzen gut mit gewirkt zu haben. #lb#Kind.Am 13. April. Zum Erstenmale: Das Haus Anglade, Schauspiel in 3 Akten, nach dem Französischen bearbeitet von Th. Hell. Ich behalte mir die Beurtheilung dieses, mit allgemeinem Beifall aufgenommenen Schauspiels, dessen erster Vorstellung beizuwohnen ich abgehalten war, bei der, des nächsten zu erwartenden, zweiten Aufführung, vor. #lb#Böttiger.