## Title: Friederike Koch an Hinrich Lichtenstein in Berlin. Berlin, Mittwoch, 14. November 1821 ## Author: Koch, Friederike ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A041696 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Dem Herrn Professor Lichtenstein Wohlgeboren. Mitwoch Abend d: 14t 9br. [18]21. Den ganzen Tag hindurch hat mich das Zutrauen, welches mir am gestrigen Abend auf der Akademie bewiesen wurde, beschäftiget und bewegt. Wie angenehm mir auch die Beweise von Liebe und Vertrauen sind, so kann ich Ihnen, als Freund und als Mitglied der Vorsteherschaft, doch nicht meine Zweifel bergen, ob ich die Wahl verdiene, und mich wirklich der Mehrheit der Stimmen schmeicheln darf? – Zwei Stimmen sind mit den einzelnen Namen: Voitus, bezeichnet gewesen? – Ob Mutter oder Tochter gemeinet sei, das, dünkt mich, wäre durch eine Aufforderung zur nähern Erklärung, zu erforschen gewesen. Waren beide Stimmen für Tinchen, so ist ihr gestern eine Ungerechtigkeit geschehen; ist nur eine für sie, so steht sie in gleicher Stimmenzahl mit mir, und sie ist ebenfalls zurückgesetzt. Warum nun annehmen, ihr gehörten Beide nicht? War die würdige Mutter gemeint, so würde gewiß jedes Mitglied sie auch würdig benannt haben. Nur wenig kann mich eine Erhebung freuen, auf die jemand Ansprüche machen kann, die ohnehin durch ihre Bekanntschaft mit allen Verhältnißen der Singeakademie nützlicher und thätiger das Amt einer Vorsteherin bekleiden würde, als ich's mit dem besten Willen in meiner Unwißenheit vermag. Darum prüfen Sie bei sich, und – wenn Sie meinen Wunsch billigen – | mit der ganzen geehrten Vorsteherschaft noch einmal den gestrigen Beschluß. Nehmen Sie die Versicherung von mir, daß ich nicht strebe, mich einer mir dargebotenen ehrenvollen Pflicht zu entziehen, wenn ich hoffen darf, ihrer würdig zu sein, und Niemand zurückgesetzt zu sehen. Victoiren meine herzlichsten Grüße! Gern hätte ich Ihnen mündlich meine Besorgniße mitgetheilt; aber gedrängte Geschäfte hielten mich morgen und übermorgen ab, zu Ihnen zu kommen, und ich wünschte sehr, mein Herz zu erleichtern! Friederieke Koch.