Lieber Bruder in Musicam.
Das ist ein verflucht angenehmer Wisch
aus dem anfänglich keinem Teufel klug wird, ihr habt ja ordentlich mit euren Federn gegen einander und gegen mich
armen cantus Firmus contrapunctirt. Gott verzeihe es
euch daß ihr mich eben an einer sehr großen wichtigen Arbeit gestört habt. denn
das Geschreibsel hat mir, /: wie alles von euch :/ ludermäßige Freude gemacht,
und nun habe ich kein Sizleder mehr bis der Seehund der
Jürgel
das Dings gelesen hat. du mußt wißen lieber Weber, daß ich eine Arbeit
auf Voglers Verlangen unternommen habe, die mir
viel Ruf, aber auch verflucht viel Hunde über
den Leib hezen kann. Er hat
daß ich
auf Variation Stimmen
zu schreiben vergeßen daß Sie für dich componirt, quält meine Seele wie eine
unaufgelößte None,
Er hat nemlich 12 Choräle von Seb: Bach
verbeßert und umgearbeitetErschien als:
12 Choräle von Sebastian Bach, umgearbeitet von Vogler, zergliedert von Carl Maria von Weber,
Leipzig: C. F. Peters, PN 843; die Einleitung dazu siehe unter Weberschriften, warum reißt denn du verdammter Kerl just weg wenn man
Voglers Pastoral Meße
aufführt? die bey Kühnel herauskommen, weist du daß ich dir das sehr übel
nehme? und wozu ich einen Vergleichungs Plan und Zergliedrung beyder Arbeiten
schreiben soll; der auch schon fertig ist, und den ich dir gar zu gerne zeigen
möchte. – jezt schlägt es ½ 10 Uhr und um 10 Uhr spielt Vogler
für uns Orgel, daher
Valet bis Nachmittag. –
Ich habe mit Vogler gesprochen,
und du weißt er ist ein curioser Kauz,
daher kurz daß er vor der Hand nicht zu euch kommen wird, da die
Schönberger noch mehrere Gastrollen giebt
Marianne Schönberg traf nach längerem Gastspiel-Aufenthalt in
Frankfurt zu drei Gastvorstellungen in Darmstadt ein;
am 21. Juni trat sie als Belmont in der Entführung aus dem Serail auf, am 22. Juni als Loridan in Paers Camilla
und am 25. Juni als Murney in Peter von Winters Unterbrochenem Opferfest vgl. Hermann Knispel, Das Großherzogliche Hoftheater zu Darmstadt von 1810–1890,
Darmstadt 1891, S. 294 bzw. die Besprechung Carl Maria von Webers in der
Rheinischen Correspondenz Nr. 179 vom 30. Juni 1810, S. 713–714)..
Er war böse daß er nichts von der
Aufführung der Past: Messe
In Mannheim
gewußt, er wäre herüber gekommen. Ich habe ihm
bey der Gelegenheit Euer Anliegen ans Herz gelegt, er hat sich aber noch nicht bestimmt darauf erklärt.
gebt also den ersten Ton
in Gottes Nahmen; sobald er sich entschließt zu reisen erfährst du
es Augenblikligst.
sein unruhiger Geist, daher
Hier hat Weber möglicherweise eine Zeile vergessen.
kann er nie lange voraus Entschlüße faßen. kommt Ihr doch herüber. die
Adreße nach Leipzig ist.
an die Redaktion der Zeitung für die Elegante Welt.
ich bitte dich
es bald zu thun
Vermutlich ist der u. g. Aufsatz Ueber Heidelberg für die Zeitung für die elegante Welt gemeint,
den Weber nochmals anspricht und der in
Nr. 139 vom 13. Juli 1810, Sp. 1101–1103 erschien..
den Aufsaz im Corresp: Weber meint hier wohl den von ihm selbst verfassten
Aufsatz über Voglers Geburtstagsfeier in der Rheinischen Correspondenz Nr. 171 vom 22. Juni 1810, S. 681–682. habe ich nicht gelesen. werde ihn aber
aufsuchen. so was eignet sich nicht recht für eine Zeitung. schreibe mir doch den
Tag des Museums
In Nr. 172 der Rheinischen Correspondenz vom 23. Juni 1810 erschien eine kurze Anzeige,
in der die ursprünglich für diesen Tag geplante Aufführung im Museum auf Montag, den 25. Juni verschoben wird.
bestimmt, vielleicht entschließt sich dann Vogler schnell, zu kommen. ich
sterbe schon beynah hier. antworte mir doch auch auf meine Fragen in meinen Briefen.
Post prandium dupplexnach dem zweiten Frühstück
.
Das war ein Ohrenschmauß! Zum
erstenmahle hörte ich heute den Orgldonnerer; ein wahrer Gott, wenn er die
tausend Kehlen allein anstimmt; nicht bald ergriff mich etwas so mächtig;
unus est Deus, unus est Voglerus.
ganze Thema
war das ganze Thema. Wir dupten und stupten, jeder nach seiner Art
fleißig; dabey ward die schöne Erinnerung an Manheim oft wiederholt. Das
neueste ist, daß Weber diesen Augenblik von seinem
g-a-c-d-d
nach Hof abrufen, und
mit weisen Depeschen dahin abgegangen ist
abgieng. Außer unserem kleinen Kreis ist dieß eigentlich das intereßanteste in
Darmstadt
auf 1r in der unteren Hälfte zwischen jeweils zwei Zeilen Webers
eingeschobener Text von Gänsbacher.
.
Nun ist der Wisch so angewachsen, daß ich ein Couvert
drum machen muß. daher will ich lieber noch hersudeln was mir einfällt. Ich werde
vielleicht
Voglers BiographieDieses Werk ist von Weber tatsächlich in Angriff genommen worden, wie auch der
Brief Webers an Gänsbacher vom 9. Oktober 1810
bestätigt. Dass dieser Plan auch über Voglers Tod hinaus bestehen blieb, zeigen die Äußerungen in den
Briefen an Rochlitz vom 16. Mai 1814 sowie an
Joseph Fröhlich vom 20. Februar 1816.
Vermutlich haben die enormen Arbeitslasten Webers in Dresden die Ausführung des Planes verhindert; unerklärlich bleibt aber der Verlust der Aufzeichnungen und Entwürfe zu dieser Biographie.
Joseph Fröhlich schrieb 1845 in seiner
Biographie des großen Tonkünstlers Abt Georg Joseph Vogler […] (Würzburg: Thein, 1845), S. 4, Anm. 1,
Vogler habe die Materialien für die Ausführung dieses Werkes
schon im Jahre 1812 seinem würdigen Schüler Carl Maria von Weber gegeben, welcher es übernommen hatte,
die Biographie Voglers zu schreiben.
So sagte dieser Vogler zu dem Referenten,
der ihn um die Mittheilung der erwähnten Materialien ersuchte.
Sie müssen sich noch unter den Papieren des sel. v. Weber vorfinden.
Vgl. dazu auch den Aufsatz über Abbé Vogler sowie (mit fraglicher Zuschreibung an Weber) den Artikel über Abt Voglers Jugendjahre.
schreiben /: unter uns gesagt. :/ wenn ich nehmlich so
viel Sizleder behalte. ich habe mit der Schönberger Bekanntschaft gemacht, weil ich Sie gerne in
mein Concert in Frankf:
Die Pläne zu diesem Konzert ließen sich nicht verwirklichen, vgl. dazu Brief Webers an Gottfried Weber vom 23. September 1810, Brief Webers an Gottfried Weber vom 1. November 1810, Brief Webers an Nikolaus Simrock vom 3. November 1810 und Brief Webers an Johann Gänsbacher vom 7. Dezember 1810. haben möchte wo sie Ende August wieder hingeht,
zur Herbst Meße.
da im Sommer ohne dieß nichts zu machen ist, so will ich mein Concert in
Frankfurt auch bis zur Herbst Meße sparen, und dann in der günstigen Jahreszeit
meinen Stab weiter sezen. Unterdeßen componire ich
noch eins und das andre. Es ist aber als ob man in dem Darmstadt gar keinen
ordentlichen Gedanken kriegen könnte ich bin wie vernagelt.
a propos wenn du in
dem Aufsaz in die Eleg: Z:
Vgl. dazu den Generalvermerk zum Aufsatz Ueber Heidelberg in der Zeitung für die elegante Welt, der nicht von Gottfried Weber, sondern von Johann Gänsbacher stammen dürfte.
etwas davon erwähnen könntest, daß ich auch in Litterarischer Hinsicht etwas zu
leisten strebe, wäre es mir sehr lieb. aber nur bald. Was hätte ich drum gegeben
wenn du heute dagewesen und Voglers Spiel, und
Vorlesung mit praktischen Beyspielen über seine Akustick gehört hättest.
Gänsbacher schreibt ein kleines
Operettchen
In den Denkwürdigkeiten (S. 38)
bemerkt Gänsbacher zu dieser Komposition:
Da ich das Buch bey mir hatte und Voglers,
Beers und Webers Ansichten,
Kenntnisse und Erfahrungen mir dabey von großem Nutzen seyn konnten,
begann ich noch in Darmstadt diese Arbeit, die bis auf ein paar Nummern fertig wurde,
aber leider nie zur Aufführung kam.
Zum Arbeitsfortschritt vgl. auch Gänsbachers Brief an die Gräfin Firmian vom 10. Juli 1810..
sehr artige liebe Musik, und Beer
contrapunctirt an
Psalmen
Nach Becker (Meyerbeer), Bd. 1, S. 592, Anm. 67, 4
komponierte Meyerbeer 1810 den
130. Psalm für Chor und Orchester,
sowie für die gleiche Besetzung
die beiden Psalmen Des Ewigen ist die Erde und Erhebet, ihr Toren.
Es ist jedoch zweifelhaft, ob diese Psalmen hier gemeint sind,
denn Ende September schreibt Meyerbeer an Gänsbacher, er habe
12 italiänische Arietten und 6 Kanzonetten komponirt,
meine 12 Psalme instrumentirt, und eine italiänische Scene geschrieben,
vgl. Becker (Meyerbeer), Bd. 1, S. 76..
wenn ich mit V:
verreisen sollte
Laut Tagebuch fuhr Weber am 27. Juni mit
Vogler nach Frankfurt,
am nächsten Tag weiter über Offenbach nach Hanau,
wo Vogler am 30. Juni konzertierte
und bei dieser Gelegenheit mit dem Großherzog
(gemeint ist der Fürstprimas Karl Theodor Anton Reichsfreiherr Dalberg,
der von 1810–1813 Großherzog von Frankfurt war)
über Webers Oper Silvana sprach.
Nach Gänsbachers Angaben hatte Weber bei diesem Konzert die Register zu dirigiren.
Da Dalberg gegen Ende des Konzerts selbst zur Orgel kam,
um Vogler ein Fugenthema zum improvisieren zu geben,
wird er Weber bei dieser Gelegenheit kennengelernt haben,
so dass Vogler vermutlich beim gemeinsamen Souper im Anschluss
an das Konzert auf die Silvana hinwies
(Denkwürdigkeiten, S. 38).
,
ist Gänsrich schon instruirt
einige Hymnen
zu capern.
Nun weiß ich nichts mehr, als daß ich dich herzlich liebe, daß ich hoffe
von Vogler etwas für das Museum
zu erhalten, und daß ich deine Frau und Bruder Dusch
nebst Huth's herzlich grüße. Schreib bald wieder an deinen
SepperSemper
idem
Weber.
Darmstadt. d: 23t Juni 1810.