Theuerster Freund!
Glüklich kam ich d: 4t huj: wieder in
Leipzig anNach dem Treffen mit Rochlitz in Ermlitz und Connewitz am 3. September; vgl. Tagebuch., und erfreulicher wurde
mir noch der Tag als ich geglaubt hatte. Sie wißen wie viel wir über den Starrsinn
Kühnels und H: sprachen, Nun da ich
Abschied von Kühnel nahm, verlangte Er
selbst einiges zum Verlag, und ich wurde mit ihm einig daß er sogleich verlegen wolle
die Overture vom Beherrscher der Geister, ein Concertino für Clarinette, und dasß ich ihm noch liefern wollte ein neues Klavier Concert und Variationen. Sie sehen wir kommen nun in Zug, und zwar gleich
in hellen Haufen. Es ist mir aber sehr lieb, und deßhalb schreibe ich es Ihnen
gleich, denn Sie haben sich nun einmal die Last auf den Hals geladen mein Freud und
Leid mit mir Tragen zu müßen. Unsern guten Fink konnte ich nicht mehr zu sprechen
bekommen, Er war bey mir und ich bey ihm, es that mir herzlich leid. ich habe die
2te Lieferung seiner häuslichen AndachtenHäusliche Andachten | in christlichen, mehrstimmigen Liedern | (auch einstimmig mit Klavierbegleitung) | gedichtet und komponirt | von | G. W. Fink.
, erschienen bei Kühnel in Leipzig. zur Recension mitgenommen wenn sSie nicht schon darüber disponirt habenEine Rezension von Heft 2 dieser Sammlung erschien nicht in der AmZ; vgl. dazu auch den Briefwechsel mit Kühnel.. ist dieß nicht der Fall, so wünschte ich
wohl die Rec: des ersten Heftes zu sehenRezension von Heft 1 in AmZ, Jg. 13, Nr. 45 (6. November 1812), Sp. 749–755.. Hiebey folgt ein
Trompeter von Kaufmanns Trompeter. Sie haben noch das Msc:
von Rec: von mir, z: B: über Finks
Lieder, das bitte ich mir gelegentlich zurükzuschikken weil ich
es nicht mehr besizze und auch noch andere Dinge darauf stehenVgl. die Briefe an Rochlitz vom 14. und 25. April 1812.. Es geht fleißig an
die Hymne. ich tragesie im Herzen und brüte
darüber. — in Weimar kam ich d: 5t um 1 Uhr an, und fand Müller ziemlich wohl. die Großfürstin wünscht mich in ein paar Wochen auf 6–7 Tage bey sich zu
sehen, und hat mich vor der Hand dringend um die Sonate gebeten, die denn auch in sauberem Saffian Ueberrok künftige Woche hinüber spazieren wirdVgl. die Tagebuchnotizen vom 17. September 1812..
d: 6t kam ich hier an, wurde vom Herzog mit ausgezeichneter Liebe empfangen, bezog ein
sehr liebliches Stübchen mit Aussicht ins Grüne im Palais
des Prinzen FriedrichZu dessen diesbezüglichen Anordnungen vgl. seinen Brief an Caroline Schlick vom 12. August 1812., und gieng d: 8t mit dem Herzog nach Reinhartsbrunn,
wo meine Lungenflügel und Hände sich schön in Bewegung sezzen mußten. Nun ist Er auf
ein paar Tage verreißtLaut Fourierbuch für Juli bis September 1812 (Thüringisches Staatsarchiv Gotha) war Herzog August bereits am Abend des 16. September wieder in Gotha., und ich benuzze die Muße zum Arbeiten. Wegen der bewußten
Dresdner Geschichte habe ich
noch nicht mit ihm sprechen können; erstlich wollte ich ihm nicht gleich damit auf den Leib fahren, und zweitens scheint
Er selbst ein gar zu großes Lüstchen zu haben mich zu behaltenDa hier eine mögliche (nicht umgesetzte) Anstellung in Gotha angesprochen wird, erscheint es denkbar, dass es sich bei der Dresdner Geschichte
ebenfalls um eine erhoffte Anstellung handeln könnte, für die der Herzog von Gotha seinen Einfluss geltend machen sollte. Vgl. auch den Hinweis auf eine mögliche Dresdner Anstellung im Brief an H. Lichtenstein vom 1. November 1812.. ich glaube,
vielleicht alles frey und 1000 rh: das gienge wohl an, nebst gehörigem Urlaub — — ! ? ?
Es ist schon spät in der Nacht, ich muß schließen, undhabe nur noch so viel
Zeit, wozu ich immer Zeit finden werde, zu fragen,
wie es Ihrer theuren lieben Gattin
geht, und ob Sie beyde noch zuweilen des wandernden Musikanten gedenken, an dem alles
wandelbar ist nur nicht seine Liebe und Achtung für Sie.
Ihr Weber.
Gotha d: 12t Sept: 1812.