Gute alte Treue Seele!
Nein! Herr Bruder, kannst mir immer noch eine Visite in Gotha machen denn vor
dem 18t oder 20t December breche ich schwerlich auf. Ich kann nicht los komen. d: 19t huj: kam der Prinz Friedrich von seiner Reise zurükZur Reise nach Karlsbad, Spa und München vgl. den Kommentar zum Brief an J. Gänsbacher vom 25. November 1812., und der will mich denn nun auch noch etwas genießen. d: 23t war des Herzogs Geburtstag, da hatte ich einige Lieder von seiner composition für BlasInstrumente arrangirt, und auch seinem früher geäußerten Wunsche gemäß, ein Lied, Mayenblümlein
zum Walzer, derangirt. lauter Zeit freßende Arbeiten, die doch eigentlich Nichts sind. d: 28t war der Geburtstag des Prinzen, und ihm zu Ehren Großes Concert bey HofeZum Programm vgl. auch die Tagebuchnotizen. wo dein Sklave dreschen muste. ich war seit langer Zeit
nicht so gut disponirt wie diesen Abend, ich spielte adagio und Rondo von meinem neuen
Clavier Concert. und dann gab mir die Herzogin das Menuett aus Don Juan zur Phantasie und Variationen, der Herzog ein bayrisches NationalliedLaut Tagebuch wählte der Herzog das Scherenschleiferlied, das allerdings aus dem Elsass stammt. Gemeint ist wohl das von Weber als drittes Thema verarbeitete Wetzstein-Lied Mir ham dahoam an oit’n Wetzstoa
.. beyder Thema's führte ich aus, und war zulezt so frey, sie mit einander zu verbinden. ich hatte die
Freude allgemein Enthusiasmus erregt zu sehen. aber auch zu meinem Unglük, denn nun
versammelte sich erst der ganze Hof undum das Clavier, und ich
armer schon fatiguirter Mensch muste noch eine gute Portion Lieder krächzen. componirt habe ich unter anderen rühmlichen Sachen auch 6 Walzer, die als 3tes Heft der Favorit Walzer der Kayserin von Frankreich bey Kühnel erscheinen. das dieß ein Geheimniß ist
versteht sich von selbst. ich that's Kühnel zu gefallen. Meine Hymne, In seiner Ordnung schafft der Herr ist Gott sey Dank, vollendet, es ist ein kleines Fugerl drinn, die mir einige Schweißtropfen kostete. Den Neujahrstag soll sie in Leipzig gegeben werden,
und dazu möchte ich gerne dort eintreffen. Nun vollende ich mein Concert, und dann gehts an die Sappho, dieß zur Nachricht an Prof: Gubiz, den ich herzlich grüße. von meinen Leipziger Sachen weiß ich kein
Wort. hoffentlich sind sie bald fertig. — So eben werde ich zum Prinzen gerufen, ich
kann also nur noch wenig schreiben. in Weimar blieb ich bis
d: 7tZum Weimar-Aufenthalt vgl. die Tagebucheinträge vom 26. Oktober bis 6. (nicht 7.) November 1812. und bekam einen schönen brillanten Ring zum Präsent. muste auch versprechen wieder hin zu kommen. Mit Göthe bin ich
etwas näher gerükt als sonstGoethe notierte in seinem Tagebuch am 27. Oktober 1812 eine Begegnung mit Hℓ Capellmeister v Weber
(ohne nähere Angaben); vgl. Johann Wolfgang Goethe, Tagebücher, Bd. 4,1 (1809–1812), hg. von Edith Zehm, Sebastian Mangold und Ariane Ludwig, Stuttgart und Weimar 2008, S. 405. Weber hielt die Begegnung in seinem Tagebuch nicht fest., aber mit Papa Wieland stehe wirklich auf einem herrlichen Fuße, der alte Herr erzeigt mir unendlich viele
LiebeZur Begegnung mit Wieland am 1. November 1812 vgl. die Tagebuchnotiz. — dem Rellstab gönne ich das Ständchen ganz. Ihr guten
Seelen habt also an der Liedertafel meiner gedacht?Da Weber die entsprechende Nachricht von Flemming am 29. November erhielt, dürfte es sich um das Treffen der Liedertafel am 17. November 1812 gehandelt haben, bei dem laut Protokoll zum Abschluss Webers Turnierbankett erklang; vgl. [Chronik 1812](https://www.uni-muenster.de/Zeltersche-Liedertafel/quellen/chroniki.html#1812) 1000 Dank dafür. längst habe ich
euch wieder ein Lied zugedacht.Es fehlt mir aber nur an einer Kleinigkeit am Text.
Gott segne deine Studia. die gewiß nicht frustra gegeben werdenKönnte sich auf die Tätigkeit Flemmings als Privat-Dozent an der Berliner Universität beziehen. auch halte der Himmel seine schüzende Hand über Abu HassanBezogen auf die geplante Berliner Erstaufführung (28. Juli 1813)..
adio senza adio ich muß
schließen. Ewig dein treuster Bruder
Weber
Gotha d: 30t 9b 1812.