Version 4.9.1 vom 5. Februar 2024
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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)
Abschiedsbriefaus München
1 DBl. (2 b. S. einschl. Adr.)
Siegelrest[?]
PSt.: a) R. 4. MÜNCHEN. / 1 SEP. 1815; b) Chargé
auf Bl. 1r oben rechts Ergänzung von Jähns mit Bleistift: (München)
am linken Rand der Adressenseite Vermerk von Carl Maria von Weber an seine Braut. Eigenhändig.
Rötelmarkierungen von
Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe
Übertragung folgt den ER der WeGA
Müde und ermattet von der Last der Arbeit die mich zwingt die Nächte zu Hülfe zu nehmen, und niedergedrükt von tiefer schmerzlicher Empfindung ergreiffe ich die Feder, um dir vielleicht zum leztenmale, meine gute Nacht! aus weiter Ferne zuzurufen, das du vielleicht wenige Stunden vor meiner Ankunft in t Juny Abends, aber desto tiefer, inniger und sicherer verzehrend nagt dieß Gefühl an mir. dich die ich durch Deine Liebe genoß, wo kein feindseliger Dämon sich zwischen uns drängte, Du alle Deine unendliche Lieblichkeit, jenes entzükende kindlich frohe Wesen entfaltetest, und mein Ernst dem Vollgefühl einer glühenden, erwiederten Liebe, wich; und ich ahndete daß nur solche Augenblikke das höchste im Leben sind, daß sie festzuhalten nur Wenigen vergönnt ist, und das ein solches Uebermaas des Glükes, könnte es dauernd sein – tödten müße.
Ich habe dich gebeten, und auch etwas gehofft du würdest auch ein freundliches Lebewohl mir sagen können, und die lezten Augenblikke des freyen ungezwungenen Ergußes dir doch im Andenken an das Vergangene, eine schöne rührend frohe Stimmung erzeugen können. diese schöne Hoffnung die mich so glüklich gemacht hätte, Wo ich den süßen Trost mir hätte vorspiegeln können, siehe – die wenig frohen Augenblikke die du ihr geben konntest, stehen ihr doch höher als ihr Schmerz – ist nun freylich durch deinen lezten No: 18t huj: verschwunden, – aber ich weis, meine geliebte Sey gut, sey
Schwerer und immer Schwerer drükt mich jeder verfließende Augenblik der dich immer mehr von mir trennt, indem er mich dir zu nähern scheint.
O mein ewig theures unvergeßliches liebes Leben. habe Dank für so manche schöne Rose die du in mein Leben geflochten für deine innige Liebe, für Deinen Schmerz – Verzeihe dem Uebermaß meiner Liebe wenn sie oft zu heftig dich ergriff oft bitter und hart die Wunden noch mehr zerriß, die sie hätte sanft und duldend heilen sollen. treue Herz, das nur dich denkt, nur dich dachte, und ewig denken wird. Carls der unveränderlich bis zum lezten Hauche dich liebt, und in dem du unvergeßlich leben wirst, bis einst die Zeit und sein Gefühl ihn reif gemacht haben, hinüber zu gehen.