## Title: Carl Maria von Weber an Johann Gänsbacher in Innsbruck. Dresden, Donnerstag, 24. Dezember 1818 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A041469 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ S. Wohlgebohren dem Herrn Johann Gänsbacher K. K. Oberlieutnant im löbl: Regiment Kaiser Jäger zu Innsbruk in Tyrol Geliebter Bruder! Nur wenig Worte heute! aber die der Freude, und deiner Theilnahme gewiß. Meine geliebte Lina hat mir Vorgestern um 11 Uhr Früh eine starke gesunde Tochter gebohren, nach unsäglichen Leiden, die Sie heldenmäßig überwand, und die man nicht beschreiben aber sehen muß um ein braves Weib erst recht zu achten. Gott sei Dank es ist überstanden, und sie befindet sich so wohl als es die Umstände erlauben. Es ist ein eigenes Gefühl! Herr Bruder — — ich bin sehr angegriffen, muß aber doch noch deinen lieben Brief vom 15t 8b beantworten. Lina grüßt dich herzlichst und freut sich sehr auf die Zeit wo sie hoffen darf dich als Hausfrau zu empfangen. Mache diesen schönen Plan ja wahr, was wollen wir plaudern, schwelgen in Kunst, Freundschaft Vergangenheit und Gegenwart. der Plan mit der Meße für hier ist sehr gut. vor allem mache sie so kurz als möglich und vergiß nicht einige ausgeführte dankbare Sopran Solos für unsern trefflichen Castraten Sassaroli. du must ihm aber Freyheit laßen. auch sehr in breiten Maßen für unsere Kirche schreiben, da sie entsezlich wiederhallt, und alle schnellen Rükkungen sich verwirren, auch Trompeten und Pauken sehr sparsam angewendet sein wollen. Man liebt zwar das sehr galante hier bey Hofe, daran wirst du dich aber so wenig wie ich kehren, in so fern es unwürdig dem erhabenen Orte und Worte würde, und das Herz giebt ja auch von selbst Lieblichkeit. bringe auch sonstige Werke mit, ich hoffe deine Reise soll dich wenigstens nichts kosten. Ich freue mich herzlich daß du fleißig bist, und nicht die Leyer über dem Schwerte vergist. Von D moll höre und sehe ich nichts. Für meine Kantate die sehr viel Aufsehen hier erregte, bekam ich noch nichts. eben jezt habe ich wieder eine Meße vollendet zur Jubel-Hochzeit unseres KönigsPaares den 17t Januar 1819. König und Königin sind Gevattersleute meiner kleinen Tochter. Mein Geschäft geht seinen ruhigen Gang, gerade aus, mitten durch, aber nicht brutal und Niemand auf die Seite stoßend der mir nicht mit Gewalt den Weg zum Guten vertreten will. das greifft denn auch immer mehr durch, und ich habe Ursache meine Lage gut zu preisen. laß mich das auch bald von dir hören. und Komme, kome! mit innigster Bruderliebe erwartet dich nebst seinem Weibchen dein treuer alter Weber Dresden d: 24t Xb 1818. Prost Neujahr.