## Title: Carl Maria von Weber an Friedrich Schneider in Leipzig. Dresden, Freitag, 3. Dezember 1819 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A041536 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Sr. Wohlgebor. Herrn Musikdirektor Schneider zu Leipzig Sehr verehrter Freund! Den besten Dank für Sendung des Opferfestes, von dem ich aber fast vermuthe daß es eine Abschrift von unsrer Partitur ist. Haben Sie die Güte mir den Preis zu bestimmen, damit ich Bescheid vom H:. Grafen Vizthum einholen kann ob er die Partitur zu behalten wünscht. Es ist schade daß wir nicht mündlich über Ihren Wunsch, der auch der meinige ist, Ihr Weltgericht hier aufzuführen, gesprochen haben. ich würde dann im Stande gewesen sein Ihnen beßer alle Verhältniße auseinander sezzen zu können, als es schriftlich geschehen kann. bey der großen Aufführung die ich bei dem Jubiläum in der Neustädter Kirche veranstaltete, habe ich Schwierigkeiten und Verdruß in dem Maaße genoßen daß ich sie noch nicht verwinden kann. Selbst zu jenem erhabenen Tag und wohltätigen Zwekke, kostete es 1tens große Mühe die Kirche, und – die Kreuzschüler zu bekommen. dem ersteren stand der Rath, dem 2t der Rektor entgegen. dann machten mir meine Kollegen mit Lug und Trug das Leben sauer, weßhalb auch die Wiederholung unterblieb. ich sehe also kein anderes Mittel Ihren Zwek zu erreichen, als wenn Sie selbst hieher kommen, und das Werk zum Besten der Armen pp an irgend einem feyerlichen Tage aufführten. Der bereitwilligsten Hülfe von Seiten der Kapelle und meiner Wenigkeit in Rath und Tat, können Sie wahrhaft versichert sein. Gerüste haben wir in der Neustädter und Kreuz Frauenkirche zur Disposition. Am besten wäre es freilich in einem Saale, wo die Maße der Kapelle hinreichte, aber daran fehlt es uns gänzlich. ich habe wohl einen auf dem Rohre, und vielleicht könnte bei dieser Veranlaßung etwas zu Stande gebracht werden. Wollen Sie kommen, so versehen Sie sich vor allem mit vielen und vollwichtigen Empfehlungen an die Großen des Hofes auch, sonst geht es nicht. Mir soll es gewiß große Freude machen Ihr schönes Werk zu hören, oder in jeder Art wie Sie es wünschen mitzuwirken. aber die Aufführung allein zu unternehmen leiden meine Verhältniße leider nicht. Ich hoffe Sie zürnen meiner Offenheit nicht, und gedenken freundlich Ihres Sie hochachtenden Freundes Weber Dresden d: 3t Xb 1819.