## Title: Carl Maria von Weber an Friedrich Rochlitz in Leipzig. Dresden, Mittwoch, 21. Juni 1820 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A041614 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Mein theurer herzlieber Freund! Heute nur wenig Worte, aber für mich mit höchst erfreulicher Aussicht mit der ich gleich herausplazzen muß ehe ich zur Beantwortung Ihres lezten lieben Briefes schreite. Die erst im 8ber Statt habende Vollendung des neuen Hauses in Berlin, bestimt mich meinen ganzen Reiseplan umzukehren, und zuerst über Halle, Göttingen, Hanover, Braunschweig, Bremen, Oldenburg, Hamburg, Lübek nach Koppenhagen zu gehen. dazu will ich den[n] einen fröhlichen Anfang und den habe ich mir so ausstudirt. ich gienge hier den 25t July weg und brächte 1 oder 1 ½ Tag mit Sak und Pak und Frau in Connewitz bei Freund Rochlitz zu, spielte ihm meine Oper vor u: s: w: Nun recht offen und ehrlich lieber Freund, wie immer, bitte ich um Antwort. ist Ihnen das in jener Zeit gerade genehm?, stört es Sie nicht in andern Plänen, Reisen, oder schon zu erhaltenden Besuchen? bitte bitte recht offenherzig, daß wir die paar Stunden recht, ohne durch irgend eine Nebenrüksicht bedrängt zu sein, genießen könen. ich freue mich sehr darauf. Zugleich füge ich die Bitte hinzu, mir zuweilen bis dahin ein 4tel Stündchen Ihrer kostbaren Zeit zu schenken, und mich mit Briefen an benannte Orte und auch nach Berlin zu versehen. ich hoffe recht neue Lebenslust und Kraft von dieser Reise. – Was Sie mir mein theurer Freund von Ihrem Gehör schrieben hat mich sehr beunruhigt. ich habe mich aber seitdem bei Manchem der Sie gesehen und gesprochen darnach erkundigt und Gott sey Dank erfreuliche Nachricht erhalten. bestätigen Sie mir diese nur bald selbst. Ein schlechter Trost mag Ihnen das sein, daß es mir bei der kleinsten Erhizzung auch ganz vor die Ohren fällt, das haben wir Leute von unserm rege fühlenden Blut auf der einen, und still sizzenden Leben auf der andern Seite. Von Ihrer Herbst | reise sollen Sie mir recht erzählen. Mit Vergnügen habe ich gelesen was Sie über Schneider, und bei Gelegenh: des Leidesd: Concerts über Concerte sagten. Es thut der Mus: Z: wohl wenn Sie wieder einmal ein geneigtes Wort sprechen. Der Aufführung meiner Missa, wenn es namentlich zu einem feyerlichen Tage, 23t Xb oder dergl: geschähe, würde wohl nichts im Wege stehen. S: Majestät der König haben sie auch nach Prag erlaubt wo sie zur 200jährigen Jubelfeyer der barmherzigen Brüder gegeben wird. Mit unserer Gesundheit geht es so so. an Mlle: Willmann haben wir eine gute Aquisition gemacht. die deutsche Oper steht nun auf festen Füßen. Nun, Gott befohlen, auf baldiges Wiedersehen. Schönes Wort. Meine Frau empfiehlt sich mit mir herzlichst Ihrer verehrten Gattin. Immer wie immer Ihr Weber Dresden d: 21t Juny 1820.