Schon lange mein lieber Freund hätte ich an Sie schreiben sollen, und an dem
Wollen fehlte es wahrlich nicht, und auch nicht an der Errinnerung an Sie, denn an jedem
Orte hatte ich Ursache mich Ihrer Vorsorge und der Erleichterungen zu erfreuen die mir
durch Ihre Freundschaft wurden. Wie es mir im Ganzen ergangen werden Sie wol von Freund
Roth und Fräul: Biernazka erfahren haben. Speziell noch
folgendes. Dr: Heinroth, Oesterlein, und
Bremer nahmen sich ungemein gefälligZu den Treffen mit J. A. G. Heinroth und F. Oesterley vgl. Webers Tagebuchnotizen vom 13. bis 15. August 1820. In F. Bremers Gasthof Zur Stadt London stiegen Webers vom 11. bis 18. August 1820 ab.. Ritmüller leidet auch an den Augen und hatte kein Pianof: fertig. ich spielte auf Dr: Heinroths
trefflichem KrämerschenBeim Konzert am 17. August 1820 in Göttingen..
In Hanover gieng es
mir sehr schlim, alles war weg, wir beide krankVgl. die Tagebuchnotizen vom 18. bis 20. August 1820., elendes Wetter. H: Weidner schikte ich Ihren BriefEmpfehlungsbrief Fürstenaus für Weber an Carl Weidner, Verbleib unbekannt, er hat sich aber gar nicht sehen laßen.
Vielleicht war er auch verreißt. Von da giengs nach Bremen wo
ich nur 1 Tag blieb, mein Concert anordnete und d: 23t Aug: nach
Oldenburg reiste. der Herzog war in Jever, die Prinzeßin hatte den Friesel. das waren
böse aussichten. Von Ihrem H: Bruder erfuhr ich daß Sie krank wären; welche trübe
Nachrichten! doch Gott lob alles ordnete sich wieder. an Beaulina, Cordes, und Bach
habe ich sehr liebe Menschen kennen lernen, und wir haben was ehrliches musizirtZu den Treffen mit W. E. von Beaulieu-Marconnay, J. F. Cordes und F. A. von Bach vgl. die Tagebuchnotizen vom 25. bis 28. August 1820.. d: 26t
war ich über eine Stunde beim ErbprinzenZu dessen Charakterisierung vgl. den Tagebucheintrag., und denselben Abend kam der Herzog zurük. d:
29t gab ich Concert, das für Oldenburg und die Jahrszeit sehr
voll war. das Orchester ist aber in traurigem Zustande. Jansen
sang mir. Fr. v: Beaulieu war heiser. d: 30t spielte ich bei Hofe ganz allein, nachdem ich d: 29t Morgens
beinah eine Stunde beim Herzoge gewesen war. Es ist ein geistvoller liebenswürdiger
Herr, und der ganze Hof benahm sich überaus artig und zuvorkomend. Herr Kammermusikus Meineke benahm sich sehr sonderbar. Er gab mir sein Instrument nicht. ich spielte auf
Cordes sehr schönem Pianoforte,
welches sehr viel Effekt machte.Amtmann Jaspers ist noch immer das alte sehr fidele
aber auch gefällige Haus. Herr Buße ist jezt schon von frühem
Morgen an besoffen, und ein ekkelhafter Kerl. H: Köhlers Bekanntschaft habe ich
allerdings auch gemacht. aber Ihre Warnung nicht vergeßen. Mad: Köhl
Valesi ist entlaßen mit einem Reisegeld von 200 rh:
Sie haben sich sehr unruhig betragen. – –
Ihren lieben Bruder habe ich recht wohl
aussehend verlaßen, mit Vernügen habe ich vom Hauptmann von Stein sehr viel Gutes von
seinem Fleiße und Betragen gehört. ich habe ihm auf seinen Wunsch drey Fried: dor
ausgezahltVgl. die Tagebuchnotiz vom 30. August 1820.. Mit großer Freude habe ich
aber gesehen in welchem guten ehrenvollen Andenken Sie hier und
überall stehen. Mit Achtung und Liebe gedenkt man Ihrer und Ihrer lieben Familie, und es
ist mir dieß ein so wohlthuendes, als ich leider so oft von Künstlern ganz anders muß
sprechen hören.
Vorgestern habe ich nun hier Concert bei
vollem Saale, troz des entsezlichen Regens, gegeben. das Orchester unter Ochernals Leitung ist recht brav. Wie wohl wird es mir aber thun einmal wieder unsre
Kapelle zu hören. An meinem Concert Tage hier war mir der
Empfang Ihres lieben Briefes vom 11t August, der über Göttingen und Hanover hierher spaziert ist, ein erfreuliches Geschenk. Halten Sie sich nur
recht gut, damit ich wegen Ihrer Gesundheit ruhig sein kann. die Neuigkeiten die Sie mir
schreiben, unterhalten mich sehr, und ich bin einestheils froh nicht darein verwikkelt zu
sein. Was soll ich zu der schönen Rezension sagen?!!!! die ist von Fräulein v: Winkel.
Ueber solch wahnsinniges Zeug muß man sich nicht ärgern, dazu ist die ganze Sache zu schlecht.
Ich habe Heute vonan
Ihren lieben Onkel in Eutin
geschrieben. ich reise Morgen nach Hamburg und denke d: 9t oder
10t in Eutin zu sein. Wollen Sie mir nach Hamburg
Post restant schreiben wird es mich sehr freuen, von da werden
mir die Briefe nachgeschikt.
Ganze Säkke voll Grüße bringe ich Ihnen mit.
Meine Frau grüßt mit mir Ihre liebe
Mutter und SchwesterFraglich, ob die Schwester Maria Anna Josephine oder die Halbschwester Theresa Augusta Fürstenau gemeint. herzlichst, und ich bin mit
wahrer
Freundschaft
Ihr
CMvWeber
Bremen d: 4t Sept: 1820.
Bullingers waren sehr freundschaftlich und billig gegen uns.
Grüßen Sie mir meine liebe Kapelle recht herzlich und freundlich.