## Title: Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Hamburg. Lübeck, Montag, 11. September 1820 (Nr. 1) ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A041630 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Mein vielgeliebtes Mutterschweinchen. Glüklich und wohlbehalten, wenn gleich halb gerädert von dem schändlichen Wege sind wir Gestern Abend 7 Uhr hier angelangt, und von Edmund mit unendlicher Freude empfangen und sogleich zu ihm geschleppt worden, wo wir bis ½ 1 Uhr beisamen saßen, und nun habe ich geschlafen wie ein Satt, und frage, und bitte Gott, ob meine geliebte Lina sich auch wohl befindet. Meine Gedanken haben dich theures Leben keinen Augenblik verlaßen. Der erste Tropfen Wein den wir Mittags genoßen haben wir auf Deine Gesundheit getrunken, und gestern abend musten dir die Ohren auch tüchtig geklungen haben. Ich bin recht in Sorgen um dich, ob du brav bist, und dich nicht zu sehr grämst damit das Eßl auch die Früchte unserer Aufopferung genießt. ich werde eilen was ich kann um recht bald in Schleßwig einzutreffen und Brief von dir zu finden. Ich hoffte Dir gestern Abend noch mit der Post schreiben zu können, aber wir kamen doch schon zu spät an. Nun bin ich hübsch früh herausgekrabbelt um dir sagen zu können daß ich dich unendlich lieb habe, und Millionenmal in Gedanken buste. Edmund ist recht dik geworden, und sieht nun dem seelgen Vater ungemein ähnlich. die Mädchen sind sehr hübsche liebliche Wesen, und ich glaube wohl daß dir eine davon gefallen würde. bis jezt thäte mir die Wahl wehe. Sie werden wohl mit mir alle nach Hamburg kommen, denn du darf[st] diesen Marterweg nicht machen. Alle Rippen krachen jede Minute im Leibe, so wird man zerstoßen und zerschlagen. Nun liebe gute Mukkin schone dich nur recht, und spare um Gotteswillen nicht. Trink brav Geilnauer. Eße gut. gehe hübsch aus, und verbrüte mir nicht. hörst du? folg mir hübsch, damit ich ruhig an dich geliebte Mukkin denken kann. Es wird jezt unruhig um mich, und ich muß schließen. in einer Stunde geht es nach Eutin. Von da erhältst du gleich wieder Nachricht von mir. Sind noch keine Briefe gekommen? Alle grüßen dir herzlichst. Grüße mir auch den Moritz, und die ungezogene Bestie. ich umarme dich Millionenmal, mein treues geliebtes Herz, und buße dich in Gedanken. [Kußsymbol] dem Kutscher gieb 6 oder 8 Schilling wenn er dir diese Zeilen bringt. Gott segne dich + + +, und gebe dir Kraft und Heiterkeit damit ganz gesund und stark dich wiederfindet, dein bis in den Tod dich treu liebender Carl. Lübek d: 11t Sept: 1820 früh 6 Uhr.