## Title: Carl Maria von Weber an Carl Graf von Brühl in Berlin. Dresden, Dienstag, 16. Januar 1821 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A041721 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Hochgebohrner Herr Graf! Hochverehrtester Herr und Freund! Tausend Dank für die endliche Bestimmung, die Dero Geehrtes vom 2t huj: mir bringt. Der Himmel verhüte neue Querstriche. zugleicher Zeit habe ich auch von Braunschweig beruhigende Nachricht erhalten und somit kehrt vor der Hand einige Ruhe von dieser Seite zu mir zurük. Könnte ich dieß doch auch von unsern hiesigen TheaterVerhältnißen sagen, aber leider sehe ich den Untergang alles deßen voraus, was ich seit 4 Jahren mühselig erbaut, kämpfend errungen habe. Wir verliehren wahrscheinlich Gerstäkker — — man möchte gar zu gerne die deutsche Oper wieder zu einem Schattengleichen Beyläufer der ital: machen. ehe es dazu komt wünsche ich lieber ihre gänzliche Auflösung. Dann habe ich Ruhe. Doch genug von diesem unangenehmen. über das vorläufige Probenhalten des H: MusikDir: Schneider erlauben mir Ew. Hochgebohren später darüber mich bestimmt aussprechen zu dürfen. ich bin zwar überzeugt daß meine Oper da in den besten Händen ist, unsere Oster Ferien machen es mir aber vielleicht möglich schon in der Hälfte Aprill in Berlin einzutreffen, können dann die Proben ungestört einander folgen; so kann ich selbst das Ganze von Anfang an leiten; die Chöre natürlich, ausgenommen. Wegen der | Besetzung stelle ich es ganz Ew. Hochgeboren anheim, ob Hr. Rebenstein nicht zweckmäßig zum Fürsten wäre u. ob Hr. Devrient den Greis kräftig singen kann u. dabei sich würdevoll benehmen wird. Nun komme ich noch mit einer großen Bitte. Der allerhöchste Hof hat sich wiederholt geäußert, sehr befremdet zu sein, daß noch keine Oper von mir in Dresden gegeben sei. Ich kann nicht länger es abwehren u. muß Silvana geben, die ich sehr gut besetzen kann, bis auf Silvana selbst. Diesem kann nicht anders abgeholfen werden, als wenn Sie mir die freundliche Güte erzeigten, uns die 2 Tänzerinnen, Silvana u. ihr Ebenbild im Spiegel, auf 4 Wochen, etwa 15t Februar bis dahin März, oder ganzen März, zu senden. Ich würde dann meinen gefälligen, dienstfertigen Freund Teichmann bitten, die beiden Damen in meinem Namen zu befragen, ob und unter welchen Bedingungen sie hierher kommen wollten. Sie könnten 3-4 Mal in der Oper u. außerdem noch einige Divertissements tanzen. Zu viel darf es freilich nicht kosten, sonst müssen wir die Sache liegen lassen. Zürnen Sie nicht meiner dreisten Bitte, die gewohnt ist, in Ew. Hochgeboren, immer den freundlichen, gütigen Helfer zu sehen. Meine Frau erwiedert mit mir dankend Ew. Hochgeboren freundliche Wünsche. Möge Gott Ihrem Haus — Theater — Stande Glück u. Fröhlichkeit schenken. Mit innigster Verehrung wie immer Ew. Hochgeboren ganz ergebener C. M. von Weber.