Hochgebohrner Herr Graf!
Hochverehrtester Herr und Freund!
Tausend Dank für die endliche Bestimmung, die Dero Geehrtes vom 2t huj: mir bringt. Der Himmel verhüte neue Querstriche. zugleicher Zeit habe ich auch von
Braunschweig beruhigende Nachricht erhalten
und somit kehrt vor der Hand einige Ruhe von dieser Seite zu mir zurükWeber erhielt laut Tagebuch am 15. Januar 1821 Antwort von Klingemann auf sein Schreiben vom 8. Januar, in dem Klingemann offenbar Bereitschaft erklärte, die Braunschweiger Freischütz-Premiere unter Rücksichtnahme auf die für das Frühjahr geplante Berliner Uraufführung zu verschieben..
Könnte ich dieß doch auch von unsern hiesigen TheaterVerhältnißen sagen, aber leider sehe ich den
Untergang alles deßen voraus, was ich seit 4
Jahren mühselig erbaut, kämpfend errungen habeZur Situation
der deutschen Oper in Dresden vgl. auch die Bemerkung im Brief an Heinrichshofen vom 15. Januar 1821. Wir verliehren wahrscheinlich
GerstäkkerVgl. Brief an Heinrichshofen vom 15. Januar 1821. — —
man möchte gar zu gerne die deutsche Oper wieder zu einem Schattengleichen Beyläufer der
ital: machen. ehe es dazu komt wünsche ich lieber ihre gänzliche Auflösung.
Dann habe ich Ruhe. Doch genug von diesem unangenehmen.
über das vorläufige Probenhalten des H: MusikDir: Schneider erlauben mir Ew.
Hochgebohren später darüber mich bestimmt aussprechen zu dürfen. ich bin zwar überzeugt daß
meine Oper da in den besten Händen ist, unsere Oster Ferien
machen es mir aber vielleicht möglich schon in der Hälfte Aprill in
Berlin einzutreffenWeber traf erst am 4. Mai 1821 in Berlin ein, die erste Probe des Freischütz hielt er am 9. Mai, vgl. Tagebuch.,
können dann die Proben ungestört einander folgen; so kann ich selbst das Ganze von
Anfang an leiten; die Chöre natürlich, ausgenommen. Wegen derbis Seitenumbruch Übertragung nach Faksimile, folgend nach der Kopie von Ida Jähns Besetzung stelle ich es ganz Ew. Hochgeboren anheim, ob Hr.
RebensteinRebenstein sang die Partie des Fürsten Ottokar (in der Berliner Freischütz-Premiere: Grafen), vgl. den Theaterzettel vom 18. Juni 1821 (D-B, in: Yp 4824/210-1821 R). nicht zweckmäßig zum Fürsten wäre u. ob Hr. DevrientDie Partie des Eremiten wurde schließlich mit Johann
Georg Gern und nicht mit Eduard Devrient besetzt, vgl. dazu auch Brief an Brühl vom 15. März 1821 den Greis
kräftig singen kann u. dabei sich würdevoll benehmen wird.
Nun komme ich noch mit einer großen Bitte.
Der allerhöchste Hof hat sich wiederholt geäußert, sehr
befremdet zu sein, daß noch keine Oper von mir in
Dresden gegeben sei. Ich kann
nicht länger es abwehren u. muß Silvana geben, die ich sehr gut besetzen kann, bis auf
Silvana selbst. Diesem kann nicht anders abgeholfen
werden, als wenn Sie mir die freundliche Güte erzeigten, uns die 2 Tänzerinnen, Silvana u. ihr Ebenbild im Spiegel1813/14 gab Wilhelmine Gemmel die Silvana in Berlin (bei der dortigen Erstaufführung 1812 noch Wilhelmine Maaß); vgl. u. a. den Brief an Familie Türke vom 14. November 1813 sowie die Rezension zur Aufführung am 28. September 1813 in den Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, 1813, Beilage zu Nr. 122 (12. Oktober). Die Tänzerin, die in der Spiegelszene (Akt II, Szene 8, Nr. 12) das Spiegelbild tanzte, ließ sich bislang nicht nachweisen. Sie wird weder im gedruckten Textbuch (Berlin 1814) noch auf den Theaterzetteln erwähnt., auf 4 Wochen,
etwa 15t Februar bis dahin März, oder ganzen März, zu senden. Ich würde dann meinen
gefälligen, dienstfertigen Freund Teichmann bitten, die beiden Damen in meinem Namen zu befragen, ob
und unter welchen Bedingungen sie hierher kommen wollten. Sie könnten 3-4 Mal in
der Oper u. außerdem noch einige Divertissements tanzen. Zu viel darf es freilich
nicht kosten, sonst müssen wir die Sache liegen lassenDie geplante Aufführung der Silvana kam nicht zustande, sie scheiterte offensichtlich an den Honorarforderungen der aus Berlin zu
verpflichtenden beiden Tänzerinnen, vgl. dazu Brief von Weber an Teichmann vom 8. Februar 1821 und Tagebuch 22.-23. Februar 1821..
Zürnen Sie nicht meiner dreisten Bitte, die gewohnt ist, in Ew. Hochgeboren,
immer den freundlichen, gütigen Helfer zu sehen.
Meine Frau erwiedert mit mir
dankend Ew. Hochgeboren freundliche Wünsche. Möge Gott Ihrem Haus — Theater — Stande
Glück u. Fröhlichkeit schenken.
Mit innigster Verehrung wie immer Ew.
Hochgeboren
ganz ergebener
C. M. von Weber.