## Title: Carl Maria von Weber an Carl Graf von Brühl in Berlin. Dresden, Donnerstag, 18. Oktober 1821 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A041793 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Hochgebohrener Herr Graf! Hochverehrtester Herr und Freund! Sie sind es zwar schon gewohnt mich als Ihren Schuldner zu betrachten, – aber so gerne ich mich auch stets und immer als solchen bekennen werde, so ungern sehe ich mich als BriefSchuldner auf Ihre Nachsicht Anspruch machen; aber was hilft es, es ist nun einmal so, und Entschuldigungen machen fast immer das Uebel ärger, also – pater peccavi. Uebrigens bin ich nicht so aus der Art geschlagen, daß ich deßhalb weniger an Ew: Hochgebohren Aufträge gedacht, nein keinesweges. die Uniformen sind vor künftigen Ostern nicht zu haben. die Herren Besizzer werden erst mit den Juden Rath halten, und das Gebot der leztern soll die PreißBestimmung für E: Hochgebohren sein. dagegen konnte ich nichts einwenden. Mit dem Regiments KapellMeister wie Sie ihn wünschen war es nichts. diejenigen die alle erforderlichen Eigenschaften besizzen, werden bei uns fest gehalten. Es sind deren höchstens 2-3. und Ew: Hochgebohren haben ja selbst schon bemerkt daß ich meinen Verhältnißen gemäß nichts dazu thun kann diese in andre Dienste zu bringen. Hätte ich aber | – wie es oft der Fall ist, – Jemand außer Dienst gefunden der brauchbar gewesen wäre, hätte ich keinen Augenblik angestanden Ihren Wunsch und sein Wohl durch mein Vorschlagen zu erfüllen. Nach Cassel habe ich allerdings einen Ruf mit 2500 rh: Lebenslänglich gehabt. Bin aber meinem Könige treu geblieben. Man soll zwar über nichts mehr in der Welt erstaunen, ich bin aber doch etwas erstaunt, als ich die neue Ausbreitung des H: S: erfahren habe. Man mahlt natürlich in der Ferne dergleichen Dinge größer als sie sind, ich bitte aber sehr, ist Ihnen der Gegenstand nicht gar zu wiederhaarig, so beruhigen Sie mein an Ihrem Wohl so innigst theilnehmendes Gemüth mit ein paar Worten nur in so weit, daß ich weiß in wie fern durch diese neue Stellung Ihnen mehr Verdruß zugewachsen ist, oder nicht. Bei uns geht es gewaltig ruhig. die deutsche Oper hoffe ich bald ganz einschlafen zu sehen. Bei der Abwesenheit des H: Morlachis habe ich viel zu thun, dieß, und einige der gewöhnlichen | Theatralischen Vergnügen die ein dirigirender zu erleben hat, zwingen mich seit 8 Tagen das Haus zu hüten. Möge wenigstens Gesundheit und Heiterkeit in Ihrem Hause wohnen. Ich unterstehe mich Sie zu bitten, der gnädigen Gräfin meine und meiner Frau achtungsvollsten Grüße darlegen zu wollen. Genehmigen Ew: Hochgebohren die Gesinnungen der wärmsten Hochachtung und innigsten Anhänglichkeit mit welcher ich unwandelbar sein werde E. Hochgebohren wahrhaft ergebener CMvWeber Dresden d: 18t 8b 1821.