## Title: Carl Maria von Weber an Gottfried Weber in Darmstadt. Dresden, Montag, 17. Oktober 1825 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A042514 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Dem Großherzoglich Heßischen Kammer Gerichts Rath, General Advokaten pp Herrn Gottfried Weber Wohlgebohren zu Darmstadt. Frey. Pr: Nun wahrlich! es ist weit [gekommen] in der Welt mit Frecher Niederträchtigkeit. Meines Wißens bis jezt unerhört, das Msc: eines andern, welches man noch obendrein auf unrechtmäßigem Wege erhalten hat, drukken zu laßen. du bist Rechtsgelehrter, du müßtest mir am besten rathen können was in der Sache zu thun ist. Vor der Hand habe ich an Castil-Blaze durch unsere Gesandschaft im gemäßigsten Tone geschrieben; und muß abwarten was er mir antwortet, ehe ich einen öffentlichen oder Gerichtlichen Weg gegen ihn einschlage. Zugleich habe ich bei den Directoren des Odeon und Faydeau für die Zukunft vorgebeugt. Kanne will Wien verlaßen? das glaube ich gerne, denn in Wien hat alles ihn verlaßen. ein Mensch von Kenntnißen, aber alles überspannt, alles feil, ein ächter Journalist der seine Grundprinzipien ändert wie man eine Hand umdreht, ein würdiges Seitenstük zu H: Siebers, — der ächte Magister Lämmermeyer. ich würde die Anstalt nur bedauern können die ihn persönlich in ihr Intereße zieht, und sollte er hier angestellt werden, — woran übrigens kein wahres Wort ist, so würde ich ohnfehlbar auf der Stelle meinen Abschied fodern. Ich bin wirklich in Verzweiflung über jeden Tag der mir in meiner Stimmung geraubt wird, da die Zeit die ich zum Arbeiten benuzzen kann so unendlich knapp ist. die Vermählungs Feyerlichkeiten des Prinzen Max beschäftigen mich sehr. wir geben dazu Olimpia. dieß war die einzige Möglichkeit sie mit außergewöhnlichem Aufwande zu geben. Natürlich halte ich alle Proben selbst, welches mich noch immer mehr angreift als billig. Ende Nov: soll ich nach Berlin, die Euryanthe selbst aufzuführen. und im Februar schon nach London. wie stehts um das Mitreisen nach Paris? ich hoffe du hältst Wort, so einige Tage im Wagen beisammen, kann sich vieles los wikkeln. Gänsbacher hat endlich geschrieben. es geht ihm gut in seinem Dienst, aber seine Frau war lange krank, und ist noch schwächlich. Frau und Kinder sind wohl bei mir. da du Ihr der deinigen nicht erwähnst so hoffe ich daßelbe. die herzlichsten Grüße richte aus, so wie auch an Freund Hoffmann, Hallwachs und pp apropos, ich habe ja schon längst einen Beitrag zur Cäcil: geliefert, der Canon ist ja von mir. hab mich immer gewundert daß du mich nicht genannt hast, das ist aber der bloße Neid von dir, du willst den Ruhm dieses großen Werkes mir nicht gönnen. Adieu, Pikkirter! ich umarme dich in treuer Liebe. dein Weber. Dresden d: 17t 8b 1825. Wolltest du mir nicht den Robin des Bois, durch Postwagen schikken? ich bringe dir ihn wieder mit. — aber gleich damit ich doch das corpus delicti sähe.