## Title: Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Dresden. Berlin, Freitag, 16. Dezember 1825 (Folge 2, Nr. 5) ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.10.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A042535 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ An die Freyfrau, Carolina von Weber. Hochwohlgebohren. zu Dresden. Via Leipzig. No: 5. Berlin d: 16t Xb 1825. Guten Morgen geliebte Mukkin. Deinen Brief vom 10 und 11t habe ich d: 14t richtig erhalten. Gott lob daß ihr alle gesund seid, und daß ich daßelbe von mir sagen kann. ich fühle mich recht wohl. eße mit Appetit und schlafe gut. huste mäßig, und werde aber gar nicht heiserer. Das ist viel werth. Die Oper schreitet rüstig vorwärts. bis jezt habe ich täglich 2 Proben gehabt. seit Gestern fiengen die SezzProben an, wo alle Tage nur 1 Akt in Szene gesezt wird. Blume ist ein tüchtiger Regißeur und gibt sich viel Mühe. gestern haben wir von 11-2 am ersten Akt probirt. überhaupt ist es eine Freude zu sehen wie der Enthusiasmus mit jeder Probe steigt. Diese Proben laße ich alle von Seidel dirigiren und stehe blos dabei. Das ist mir eine große Erleichterung, und Er muß es doch auch genau kennen lernen. Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, sind GeneralProben, und Freytag d: 23t so Gott will die Aufführung. ich fürchtete es fast daß meine No: 3 dir Sorgen machen würde, und es sah allerdings nicht zum besten aus, aber der Eifer Aller hat die Sache ins Gleichgewicht gebracht, und das Unmöglich scheinende Möglich gemacht. Aber nun muß ich dich auszanken daß du den Kindern nicht bescheeren willst. Den armen Kleinen diese Freude rauben wäre doch sehr hart. sie fühlen die Abwesenheit des Vaters nicht so, und weil es dir wehe thun wird, mußt du nicht auch Ihnen wehe thun. Nein, bitte, bitte. im Geiste bin ich doch bei Euch. Hohenthal habe ich freiwillig zurük geschikt. Sein Besuch trifft dich wohl zugleich mit diesem Brief. Die Sache zog sich doch für ihn zu sehr in die Länge, und ich finde hier Gelegenheiten genug, da die Neujahrs Meße viele Leute nach Leipzig führt. Mit Lüttichau habe ich Gestern bei Knobelsdorf gegeßen. er war schon in der Frühe bei mir gewesen ohne mich zu treffen. Die kleinen Grünbaums wird der arme Max recht vermißen. Nun vielleicht kommen sie zum Januar und Februar wieder, wie mir Lüttich. sagt. Heute singt H: Wagner den Max. ich glaube das wird übel ablaufen. Vorgestern war ich denn endlich auch im Königsstädt: Theater, wo sie das Rosenhütchen gaben. ein allerliebstes Theater. Die Sonntag ist seit ihrem Konzerte krank, ich bin so beschäftiget daß ich sie noch nicht einmal habe besuchen können. ich gehe zu Niemand. Da eine Probe der andern immer die Hand giebt, daß ich kaum zu Mittag eßen kann, so habe ich auch mit keinem Sänger allein die Sachen durchgehen können. sie sind aber Alle vortrefflich in den Geist eingedrungen. Nun ade. Lüttichau will mich abholen ein Fortepiano zu besehen. und um 10 gehts zum 2t Akt. Gott segne Euch meine Geliebten + + + und erhalte Euch gesund. Grüße alle Freunde herzlichst, auch meinen guten Hennikstein und Töchter. Heute Abend bin ich bei Lichtenstein, da wird viel von dir gesprochen werden. Ich umarme dich in treuester Liebe, ewig dein alter dich über alles liebender Carl. [im Kußsymbol:] Millionen gute Buß