## Title: Rezension über Sonate für Cembalo von Gottfried Weber ## Author: Carl Maria von Weber ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A031158 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Sonata per Clavicembalo solo, comp. e ded. – al suo amico Carlo Maria Bar. di Weber – da Goffredo Weber. Bonn, press. Simrock. (Pr. 2 Fr. 50 Cent.)Herr Gottfr. Weber in Mannheim, der den Lesern dieser Zeitung schon als einsichtsvoller, gründlicher Theoretiker aus mehreren gediegenen Aufsätzen bekannt ist, hat durch gegenwärtige Sonate einen erfreulichen Beweis seines praktischen Genius abgelegt. Sie zeichnet sich durch eine feste, gediegene Haltung aus, welche die zwey Stücke – das Adagio ist nur als Einleitungs-Satz in das Schluss Allegro zu betrachten – trotz ihrem ganz verschiedenen Charakter, zu einem Ganzen abrundet. Das erste Allo. (C-dur 3/4 Takt) fängt mit einer vollendeten musikalischen Meynung an, die durch das Entscheidende ihres Auftritts sogleich den durchgehaltenen Ton der Festigkeit, und der scharf bestimmten Abschnitte und Formen, ankündigt. Dieses scheint die vorherrschende Idee des Componisten gewesen zu seyn, und ist vielleicht auch die Ursache einiger Härten, die Rec. im Anfange des zweyten Theils aufgefallen sind, und die – wenn auch wahrscheinlich geflissentlich dahin gestellt, doch etwas zu grelle Pinselstriche bleiben. Schön aber, in immerwährend steigender Kraft, strebt dies Allo. aus dem E dur wieder zurück ins ursprüngliche C und Thema, das unvermuthet und erfreulich wieder eintritt. – Bey weitem vorzüglicher jedoch ist das letzte Allegro, in C moll. Es athmet Feuer, Leben und Zartheit; ein lebendiges Regen und Bewegen herrscht vom Anfang bis zu Ende darin, und aus dem rasch daher blitzenden Thema werden in Folge (zweyter Theil, Takt 13 bis 30 u. s. w.) die lieblichsten Figuren entwickelt. Nichts Fremdartiges stört hier den Eindruck, und in einem Gusse drängt es sich bald gewaltig, bald fliesst es wieder ruhig dahin. Ausserordentlich festes, scharf bezeichnendes Spiel, ist ein Haupterfordernis für den, der diese Sonate vortragen will. Sie ist gleichsam ein Quartett, das mit Rücksicht auf die Natur des Pianoforte gedacht wurde. Jede Note ist wesentlich, jede Mittelstimme verlangt ihr Recht. Gewöhnliche Klavier-Passagen sind gar nicht darin zu finden und nur durch den Geist, den er heraus zu ziehen weis, kann der Spieler glänzen; aber dann gewiss auch seinen Zuhörern den Genuß einer, in unsern Tagen mit seltnem Fleiss, Klarheit und Geist geschriebenen Sonate verschaffen.