## Title: Gottfried Weber an Giacomo Meyerbeer in Darmstadt. Mannheim, Freitag, 14. Februar 1812 ## Author: Weber, Gottfried ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A040496 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Bruder: Spektakel auf allen Seiten. Ein neues musicalisches Blatt, Daß Du es für uns in Beschlag nimst, resp. durch Voglern nehmen läßest versteht sich, u zwar in der Art daß Vogler den redact[eur] anweißt uns zu Mitarbeitern aufzufordern, wo möglich gegen Honorar, wo nicht des Honorars wegen sondern des Anstands u Respects wegen. Dringe u arbeite darauf zu was Du kannst, neue Blätter sind uns besonders wichtig weil wir solchen am willkommensten sind u uns nach u nach am festesten sezen. Das Lexicon muß auch von uns haben und unsre Nahmen nennen: leite das ein u leite ein wie zeige an wie du eingeleitet hast. Nun kömt's ärgste: Kaufman zeigt mir an nicht refusiren zu können heute einen Aufsaz von Heidelberg im Bad[ischen] Mag.[azin] zu liefern worin theils über Voglers Spiel gesagt wird es sei schoen, gehe aber nicht zu Herzen – theils gespöttelt wird, weil V. die Hälfte der Einnahme für sich behalten habe u doch auf dem Zetttel sagen laße: für di Armen. ich weis fürs erste nichts zu thun als gleich neben dran den ditto Brief druken zu laßen wovon hier unten Abschrift folgt: und Voglern das weitere zu überlaßen ob Er es der Mühe werth findet um noch selbst etwas weiteres darauf zu antworten. So viel rathe ich bestimmt, entweder Er selbst […] unter eignem nahmen soll antworten oder gar niemand weiter, nur niemand für Ihn, das wäre erst erniedrigend, und würde, ich kenne die Leser des gegen ihn einnehmen da Er mir si von einem Manne wie Er erwarten er werde selbst unter seinem Nahmen zu sprechen wagen. und nicht jemanden vorzuschieben wagen nötig finden. Am allerfüglichsten meine ich aber wär's, gar nichts zu antworten, und es mit dem von mir gesagten genügen zu laßen. Auf jeden Fall freue ich mich unendlich daß Vogler sich durch mich disponiren ließ auch seinen Theil der Mannheimer Einnahme den Armen zu überlaßen welcher Umstand jezt so günstig ist. Sit ut Sit, morgige Post bringt dir ein Exemplar: und dann seht selber zu. Zwei Briefe hab ich nun von dir, (unerhört! innerhalb 3 Tage) – aber in keinem steht wann ob u wi lange du vor (antworte ja gleich hierauf) deiner Abreise nach hieher kommst: ich u besonders Gustel erwarten Dich, leztere damit Du denn Ursache hättest Dich in si zu verlieben. Sie hat ein Präsent für dich in petto, ich weis u erfahre aber nicht was; du müßest es aber selbst abholen, sagt sie, es werde dich freuen, behauptet sie mit einer gewißen Mine von Eitelkeit. Ich, – spiele den gut gezogenen Eheman und weis nicht was ich davon denken soll. Jezt mus ich geschwind zu Mittag eßen. NachMittags. Der Aufsaz wegen Vogler den ich eben erst fertig bringe und Antoinette neben mir für dich Copirt u der noch heute gedrukt und ausgegeben wird, hat mir alle Zeit gekostet, jezt bleibt nichts mehr übrig. Ich hoffe nicht das Vogler sich herabläßt etwas mehr zu sagen oder sagen zu laßen. Nur noch in der Geschwindigkeit die Nachricht daß bei uns alles wohl ist. Von den Klopstokschen Liedern nächstens; der Copiste eilt was möglich und schreibt tag und Nacht. Aber unmöglich wird es sein Stimmen und Partitur in der kurzen Zeit zu copiren und noch oben drein die Violin Stimme zu dubliren u den Bass u Viola. – Meine Herren mitvorstände klagen daß di dießjährige MusikCasse wegen Abmarsch sämtlicher Officirs wodurch sich die MuseumsCasse um so viele Abonnementsbeträge mindert, sehr arm geworden sei, und das Abschreiben des Beer Orat. viel, viel koste (es sind aber auch 66 Bo 67 einfache Bogen Partitur! – Hast Du nicht Lust dem Museum eine Part der Abschr[ift] zum Pr der Part[itur] zum Präsent zu machen? Dann wenden di Herren die Ausschreib Gebühr desto lieber dran. Thu es doch. Alles obige in Bezug auf Voglr geschriebne ist eingerichtet daß du es ihm lesen sollst, theils um dich vor etwaigen Zumuthungen zu bewahren etwas unter Deinem Nahmen für ihn zu schreiben theils um ihn ein bischen zu beschämen darüber daß ich alles in F für ihn thue in Fällen wo er gar nichts für mich zu thun zu bereden war. Mach fort mit meiner Fuge. Weis nicht wann Dusch kommt: aber bald kommt er. Gott erhalte Dich: wir waren sehr gerohren über Deine Besorgnis für Gustels Kindbett. [ohne Unterschrift]