WeGA, Rezeptionsdokumente, Digitale Edition Mannheim: Die Feier des Namenstages der Erbgroßherzogin von Baden (Teil 1 von 2) Weber, Gottfried Veit, Joachim Stadler, Peter Übertragung Fukerider, Andreas

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1810-V-26 Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe
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Schreibtafel von Mannheim: Die Feier des Namenstages der Erbgroßherzogin von Baden (Teil 1 von 2) Weber, Gottfried Schreibtafel von Mannheim Ferdinand Kaufmann Mannheim 73 27. Dezember 1810 1r-2v Fraktur

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe

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Mannheim, den 27. Dez.

Das gestrige Namensfest der liebenswürdigen Erbgroßherzogin von Baden, Stephanie Napoleon, war auch in musikalischer Hinsicht nicht ohne Interesse.

Schon in dem am Vorabende des Festes gegebenen Konzerte wurde Sie durch obige von Herrn Direktor Bürmann gedichtete und von Hrn. Kapellmeister Ritter komponirte Cantate begrüßt.Der Text der Kantate ist in Nr. 73 der Zeitschrift unmittelbar vor der Aufführungsbesprechung komplett abgedruckt (vgl. Faksimile). Die Komposition, bestehend aus etwas Recitativ, einigen kurzen Solotänzen und rauschenden Tutti's, ist so sehr unbedeutend, daß sie kaum durch die Bemerkung entschuldigt werden kann, daß es ja nur ein Gelegenheitsstück seyn sollte: diese Gelegenheit entschuldigt keine Mittelmäßigkeit; glücklich war indessen die Idee, einen wohlbekannten Gesang:

Heil! dreifach Heil!

einzuflechten, und dadurch einen Theil des Publikums zum Mitteinstimmen zu veranlassen. Das Jauchzen und Vivatrufen des Publikums war nicht mittelmäßig.

Den übrigen auf das Namensfest sich beziehenden Inhalt des Konzertes übergeht Referent um so mehr, da er sich vorbehält, über die Konzert-Produktionen dieses Winters vielleicht einmal eine zusammenhängende Uebersicht zu liefern.

Höchst interessant war die vorgestrige Aufführung der Voglerschen Messe Dmoll in der Schloßkapelle durch das Hof-Orchester und Theater-Personale. Die Messe gehört, anerkannt, unter das Höchste, was in diesem Genre existirt, und wird, ungeachtet sie (einen einzigen Fall ausgenommen) seit vielleicht 20 Jahren die einzige ist, welche von diesem Personal hier gegeben wird, vom hiesigen Publikum jedesmal mit neuem Enthusiasmus aufgenommen.

Die Aufführung unter Herrn C. M. Ritters Direktion gelang, was die Ensembles betrifft, sehr, und um so mehr war es zu bedauern, daß, um ein höchst mattes und steifes Te Deum von Brandl anzuhängen, gleich nach dem Sanctus abgebrochen, und das Pleni, so wie das ganze Agnus Dei ausgelassen werden mußten. Hätte denn nicht wenigstens die herrliche herzerhebende Fuge: Pleni sunt coeli noch gegeben, und dafür, wenn ja Zeit gespart werden mußte, die Sopran-Arie mit untermischten Chore, Beatam me dicent lieber ausgelassen werden sollen, welche ohnedies an Erhabenheit des Kirchenstyls hinter den sämmtlichen Sätzen der eigentlichen Missa zurücksteht.

Am Abende des schönen Tages wurde die Oper Aschenbrödel von Nicolo Isouard (die in Paris so hoch gefeierte und vierzigmal nach einander aufgeführte Cendrillon) in dem hiesigen festlich erleuchteten Schauspielhause gegeben. Das Süjet bildet ein bekanntes Feenmährchen von Perrault.

Die Ouvertüre ist mehr eine Sinfonia concertante für alle Arten von Blase-Instrumenten, als eine karakterisirende Ouvertüre; besonders in der übermäßig schwierigen Horn-Stimme scheint Isouard auf die Virtuosität des berühmten Pariser Duvernois gesündigt und überhaupt die Absicht gehabt oder doch das Bedürfniß gefühlt zu haben, durch die Kunstfertigkeit der vortragenden Künstler Beifall für sich zu erschleichen. Die Ausführung gelang ürbigens auch hier so sehr, als man es von den braven Künstlern erwarten kann, welche die Parthieen der Blase-Instrumente besetzen: daß dessenungeachtet der Effekt daran nicht groß war, verschuldet die Mittelmäßigkeit der Komposition, und namentlich die oft fehlerhafte Lage der konzertirenden Instrumente; so wird z. B. ein Hornsolo von dem Fagotte in gebrochenen Accorden in ganz gleiche Lage mit dem ersten Instrumente, begleitet, wodurch es dem Haupt-Instrumente eben so unmöglich ist, sich gehörig herauszuheben, als dem accompagnirenden, das erste heben zu helfen. – Der Rest der Ouvertüre besteht größtentheils aus abgedroschenen Sätzen im Geschmacke der Symphonieen vorderer Zeiten. G. Giusto.

(Die Fortsetzung folgt)