## Title: Vincent Weyrauch an Gustav Friedrich Wilhelm Großmann in Hannover. Marburg, Dienstag, 19. Mai 1789 ## Author: Weyrauch, Vincent ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A044908 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Marburg d [19.]May 1789 Verehrungswürdiger Herr Großmann! Ihr an mich erlassenes Schreiben hab’ ich richtig erhalten – mit der kleinen Julie wird es paar Wochen wohl anstehen denn ich durfte sie nicht mitnehmen – doch soll sie sobald als möglich nachfolgen – denn in Junio gehen wir durch Cassel nach Geismar – und da hoff ich sie zu erhalten. Hier geht es uns gut – die Hℓ: Studenten sind gute Passagiers mitunter – auch kann man nicht sagen daß die Directeurs sich schlecht befänden – s Theater ist zwar sehr klein – doch immer ziemlich besezt es wird auch 5mahl die Woche gespielt. Auf beßere Zeiten soll ich hoffen? – – jung bin ich zwar noch genug – um es erleben zu können – auch hab’ ich Gottlob keine | Noth – und doch bin ich (: wie ich Ihnen schon einmahl schrieb :) nicht so ganz zufrieden – was die Seite Kunst betrift – doch hoff ich hier auch bald eine Aenderung – Hℓ: v Jasmund hatt michs zwar versichert – und mich von meinem Vorhaben abh abgehalten – das ich auszuführen willens war. Die Enterprise geht auf Kosten des Toscani und Santorini – Landgraf giebt 3000 Rth: und die Garderobe, die da noch vorhanden ist – dafür müssen die Directeurs 6. Monath im Winter – 4. Wochen in Geismar – und in der Augusts Messe spielen – wenig – sehr wenig – auch hat die OberDirection alles in Cassel die Macht anzuordnen – man hoft daß Landgraf zu einem Nationaltheater mit der Zeit zu bereden sey – ich zweifle – denn er ist die Sparsamkeit selbst. Gewißer Hℓ: Geisler ist hier abgedankt – er bath mich seinetwegen an Sie zu schreiben – ich thue es wie Sie sehn – weiter aber nichts. | In Ansehung des Liebhabers, dessen Sie eErwähnten, hab’ ich mit Hℓ: Santorini und Toscani gesprochen – dies ist Ihr Entschluß: Wenn sich derselbe getraut auf seine Kosten zu reisen – zu spielen – und gefällt – so kann er sicher auf Engagement rechnen auch auf einige Entschädigung – Auch hab ich von Seiten der beyden Hℓ: Directeurs Hℓ: Santorini und Toscani – 1rer besonders empfiehlt sich Ihnen. noch einen Vorschlag zu machen. Dieselben sind gesonnen Ihnen nicht nur neue – sondern auch alle die Opern mitzutheilen die Sie verlangen – wenn Sie sich zum den gegenseitigen Tausch verstehen wollen – eins fürs andre – dies beigelegte Verzeichniß wird Ihnen dazu dienen etwelche auszusuchen. Hab’ ich Ihnen nicht geschrieben daß Hℓ: Weber mit seiner Mlle Tochter in der Arsene debutirte oder vielmehr Sie allein? sie ist engagiert, Gestern führten wir auf: den Magnetismus, und Rose et Colas – heute Galora – und künftigen Sonnabend den französischen Deserteur. Auch wird Hℓ: und Madam (Philipp:) Müller erwartet | der nemliche – den Wir in Braunschweig (: wenn Sie sich noch erinnern können :) in der Meße beim Dietrichs in Kaufman v Smirna als Capitain gesehen haben. Die Lilla wird hier einstudiert – sodann wird wohl Richard Löwenherz folgen. Leben Sie wohl bester HErr Großmann empfehlen Sie mich bestens der Mama Großmann und Mlle Lottchen – Ich verharre mit innigster Achtung Dero bereitwilligster Diener Vinzent Weyrauchmp haben Sie eine ½ Stunde – so seyn so gütig und beantworten mir wenigstens den Punkt was die Opern anbetrift – Hℓ: Böhm mit seiner Truppe ist jezt in Frankfurth hat Erlaubniß 12 Vorstellungen zu geben – ist auch ziemlich in Schwulitäten.