## Title: Aufführungsbesprechung Dresden, Königl. Schaubühne: „Preciosa“ von Carl Maria von Weber am 27. Juni 1822 (Teil 1 von 2) ## Author: Winkler, Karl Theodor ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030684 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Chronik der Königl. Schaubühne zu Dresden.Am 18. Junius. (In der Stadt.). Der Freischütz. Dlle. Funk trat nach einer längern Krankheit wieder in der Rolle der Agathe auf und ärndtete verdienten Beifall und innige Theilnahme. […] Am 27. Jun. (Ebendas. [In der Stadt]) Preciosa. Ein Schauspiel in 4 Akten mit Gesang und Tanz, neu bearbeitet von A. Wolff. Die zur Handlung gehörige Musik von Karl Maria v. Weber. Wenn Polihymnia, Thalia und Terpsichore einen innigen Bund zu Ausschmückung eines Kunstwerkes schließen, so ist dessen Gelingen schon im Voraus zu erwarten, und auch bei dieser Darstellung bewährte sich dieß. Nach der höchst interessanten Novelle des Cervantes gebildet, gewährte das Stück selbst, welchem der Schmuck der höhern Rede und eines oft sehr schönen Versbaues nicht fehlt, ein fortdauerndes Interesse und manche ergreifende Situation, des genialen Tonschöpfers Karl Maria von Weber, den wir das Glück genießen, den unsern zu nennen, hohes Talent und tiefe Kunst bewährte sich auch in den Musikbegleitungen, welche er ihm verlieh, und obgleich Terpsichorens Dienst auf unserer Bühne, Gott sey Dank! nur noch in so weit versehen wird, daß er keinen wesentlichen Theil der Bühnen-Unterhaltungen ausmacht, so hatte doch Hr. Gärtner theils durch geschickte Arrangements, theils durch eigne Kunstfertigkeit auch hier eine höchst angenehme Zugabe gleifert. Von Seiten der Direction und Regie war ebenfalls sehr vieles Gute in Bestimmung und Anordnung der Scenerie, des Decorationswesens, der Kostüme u. s. w. geschehen, mithin konnte dem Ganzen der rauschende Beifall, den es erhielt, nicht entgehen, und ward ihm mit vollem Rechte zu Theil. Die Darstellung selbst giebt vorzüglich in drei Rollen den Künstlern Gelegenheit, sich auszuzeichen. Sie sind folgende: Die Hauptrolle selbst. Sie ward als zweite Antrittsrolle von Frau von der Klogen gespielt, und wie sehr sie den Erwartungen des Publikums darin entsprochen habe, bezeugte das Herausrufen der Künstlerin am Schlusse der Vorstellung, wobei die Worte des Dankes, welche sie sprach, ihrem Gefühle wie ihrer Bescheidenheit Ehre machten. Wir müssen uns für jetzt auf diese allgemeine Anerkennung beschränken, und uns der mannigfachen gelungenen Stellen erfreuen, welche ihre Darstellung gewährte, die besonders in den naiven Parthieen recht lieblich hervorleuchteten. (Der Beschluß folgt.)