## Title: Julius Rietz an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin. Dresden, Montag, 19. Oktober 1863 ## Author: Rietz, Julius ## Version: 4.10.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A043025 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ An den Königl. Preuß. Musikdirektor Herrn F. W. Jähns frei Berlin Krausenstraße No 62. Hierbei eine Rolle in schwarzem Wachstuch sign. J. 1. Berlin. Verehrtester Herr und Freund. Sie haben trotz meines Versprechens doch wieder über Gebühr warten müssen! Entschuldigen Sie mich durch den Umstand, daß ich von Woche zu Woche hoffte auf einen Tag nach Berlin kommen u. Ihnen die Sächelchen selbst bringen zu können — das wurde stets durch anhaltende übermäßige Beschäftigung unmöglich gemacht — übermäßig bis zur Erschöpfung tagtäglich u. ich bin was Gesundheit und Ausdauer betrifft noch lange nicht wieder der Alte; — so ist denn sehr vieles liegen geblieben, auch leider das was Ihnen versprochen war. Sein Sie mir deswegen ja nicht böse u. sagen Sie mir gelegentlich daß ich mit der Sendung noch nicht zu spät gekommen bin. Das Päckchen enthält also: * die Musik zu Sappho * die vermeintlichen Signale * die Lithographie, Weber in 3 Stellungen beim Dirigiren * Frl. Palmer als Silvana Der musikalische Theil der Sendung gehört Ihnen, die | beiden höchst unkünstlerischen Erzeugnisse der bildenden Kunst erbitte ich mir, als Rarissima wieder zurück. Wie weit sind Sie mit Ihrer Arbeit gediehen? Und sind Sie mit Härtels in Ordnung? Daß sie große Lust zum Verlage Ihres Werkes hatten, kann ich Sie versichern, da ich Gelegenheit hatte mit einem der Herren H. mittlerweile darüber zu sprechen. Man fürchtete nur zu große Umfänglichkeit — es liegt wohl in Ihrer Hand diese zu umgehen, wenn Sie alles was nicht unmittelbar u. absolut zum Hauptzwecke gehört, Historisches etc. entweder ganz vermeiden oder nur in nuce behandeln. Denn freilich, für dergleichen existirt nur ein allerkleinstes Publikum u. wie man anerkennen muß, daß Härtels unter allen Verlegern die einzigen zu solchen Unternehmungen geneigten sind u. viele Opfer in dieser Hinsicht bringen, so kann man ihnen auch nicht verdenken, wenn sie vorsichtig ihr Geschäft im Auge behalten und ihrem aufrichtigen Wunsche der Kunst zu dienen zeitweise ein „bis hierher u. nicht weiter“ entgegensetzen. Hoffentlich ist Ihr Weber-Catalog dem noch entgangen u. wir haben in Jahr u. Tag die Freude ihn vor uns liegen zu sehen. Ich wünsche dies wenigstens von ganzem Herzen. | Jetzt muß ich aber zur Abwechslung in die Probe u. schließe daher rasch, mich Ihnen bestens empfehlend als Ihr ganz ergebener Julius Rietz Dresden den 19ten Oktober 1863.