## Title: Marie Lipsius an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin. Leipzig, Montag, 14. April 1873 ## Author: Lipsius, Marie (La Mara) ## Version: 4.10.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A043755 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Leipzig d. 14. April 73. Dorotheenstrasse 6. Hochverehrter Herr Professor! Ich hatte gehofft den Dank für Ihre mir in doppelter Gestalt zugekommene interessante Lebensskizze Weber's mit einer kleinen Gegensendung verbinden zu können — der garstige Drucker-Strike aber hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht, und so muß ich denn endlich den Einen ohne die Andere abgehen lassen, ja ich bin sogar so unbescheiden, meinem herzlichen Dank für Sie statt dessen | noch eine Bitte mit auf den Weg zu geben. Da dieselbe indessen Weber betrifft, wage ich sie getrost, im voraus Ihrer gütigen Theilnahme gewiß. Mit Vorbereitung einer neuen Auflage des 1. Bandes meiner Studienköpfe beschäftigt, habe ich auch den Weber-Artikel einer sorgfältigen Überarbeitung unterworfen, dabei von den von Ihnen veröffentlichten werthvollen Mittheilungen dankbarst Gebrauch machend. Nun sind mir in Ihrer Skizze einige Differenzen mit den Angaben Max Maria v. Webers aufgefallen, die ich mir Ihnen in der Kürze hier zu bezeichnen erlaube So nennen Sie 1. (auf pag. 5) als Tag der 1. Aufführung des Waldmädchens | den 24. November; M. M. v. W. giebt den October an. 2. Sie lassen (p. 8) W. im Schlosse Carlsruhe als Director der Capelle, unter dem Titel eines herzogl. Musik-Intendanten eintreten, — Max Maria läßt ihn ohne bestimmtes Amt, nur als Gast des Herzogs dort sein. 3. Auf pag. 11 wird gesagt, daß W. Gänsbacher erst in Darmstadt kennen lernte. — M. M. dagegen giebt an, daß W. in Wien schon mit G. befreundet gewesen u. durch ihn erst zu Vogler gekommen sei. 4. Die Zeit der Instrumentirung der Euryanthe wird (p. 38) von Ihnen auf 43 Tage, — von M. M. auf 40 angegeben. 5. Weber's Abreise nach London setzen | Sie (p. 46) auf den 16. Febr. — M. M. aber auf den 7., indem er zugleich W's Abschied von der Capelle am 5. stattfinden läßt. Zu erneuter herzlichster Dankbarkeit würden Sie mich verbinden, wollten Sie mich gütigst mit wenigen Zeilen, und zwar da der Druck bereits in 8 Tagen beginnen soll, baldmöglichst wissen lassen, ob ich die erwähnten Differenzen einfach als Ihrerseits gegebene Berichtigungen, die Resultate neuer Untersuchungen anzusehen habe. Mich derselben ohne vorherige Anfrage schlechtweg zu bemächtigen, wage ich nicht, da ja leicht ein Druckfehler hier oder dort im Spiel sein könnte. — Nun verzeihen Sie nachsichtig die neue Belästigung u. meine vielleicht pedantische Genauigkeit. Gleichzeitzig aber verlangt mich recht innig wieder einmal etwas von Ihrem Ergehen zu erfahren. Von mir sollen Sie, so Gott will, bald einmal etwas Weiteres zu hören und zu sehen bekommen. Für heute nur noch das Eine bekannte, daß ich in aufrichtiger Verehrung u. Dankbarkeit bin u. bleibe Ihre Marie Lipsius.