Berlin d. 13t Juli 1864.
Geehrter Herr Musikdirektor Jähns!
Am gestrigen Tage beabsichtigte ich Ihnen meine Aufwartung zu machen, hörte indeß in
Ihrer Wohnung von Ihrer Abreise und erfuhr durch Herrn Oberst Borbstädt, daß Sie auf einige Zeit Ihren Aufenthalt in Dresden genommen. Ich addreßire mein Gegenwärtiges auf
den Rath des Herrn Oberst B. nach Dresden poste rest. und hoffe, daßelbe werde in Ihre Hand gelangen.
Gestatten Sie mir den Hauptzweck meines Schreibens Ihnen ohne Weiteres mitzutheilen.
Ich beabsichtige die in meinem Verlage erschienenen Weber'
schen Werke in neuer, eleganter Ausgabe drucken resp.
stechen zu laßen, und möchte Sie ersuchen, die Herausgabe zu leiten, und durch Ihren
Namen, der ja namentlich bei den Verehrern Weber’s
eines großen Klanges genießt, dieselbe zu einer
mustergültigen machen. Zudem wünschte ich, daß Sie die Herausgabe Ihres Verzeichnißes
der sämtlichen Weber’schen Werke mir anvertrauten, und würde ich dieselbe
elegant und Ihren Wünschen entsprechend herstellen.
Mit der Hoffnung, Sie als Schüler und Verehrer des großen Meisters, werden
gewiß Ihre Kenntniße im Intereße meiner Angelegenheit verwenden, und mit der Bitte um
strenge Discretion bis zur Vollendung unserer Ausgabe der Weberschen Werke zeichne ich mit der vorzüglichsten Hochachtung
Robert Lienau
Schlesinger’sche Buch & Musikhandlung.
Ich zweifle nicht, daß die Verleger der übrigen Weber'
schen Werke, die Herausgabe auch dieser mir gestatten werden.
d. O.