WeGA, Briefe, Digitale Edition Jeanette Wohl an Ludwig Börne in Stuttgart <lb/>Frankfurt, Dienstag, 23. April bis Mittwoch, 24. April 1822 Jeanette Wohl Veit, Joachim Übertragung Solveig Schreiter

Version 4.9.1 vom 5. Februar 2024

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Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe
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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

bestätigt Börne in dem Vorhaben, eine Kritik über den Freischütz zu schreiben Und Ihr Brief, hat mich wirklich zum weinen gebracht, aber sonderbar

Original nicht geprüft

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

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German Brief angelegt und Text nach dem Druck eingefügt

Es thut mir, selber leid daß ich den Freischütz noch nicht gehört, ich werde es aber nächtens, darum brauchen Sie aber Ihr Urtheil nicht zu verschieben, Sie können ganz Ihrer eigenen Einsicht vertrauen, denn obschon Sie kein theoretischer, noch großer praktischer Musikkenner sind, so begreifen Sie doch sehr gut den dramatischen zusamenhang, den Charakter einer Musik, davon haben Sie in frühern Opernrezensionen die besten Beweise gegeben, und so folgen Sie nur unverzagt Ihrem Gefühle, und eigener Einsicht. Dem Reis hat die Oper, obschon er ihr viel gestohlnes vorwirft, doch im ganzen sehr gefallen, und besser, als der ganze Rossini. –

Ich will Ihnen jezt noch einen Auszug aus einem Briefe von S. mittheilen. – Der Freischütz gefiel mir zwar sehr, vieles gute hat die Oper, aber rechte Achtung kann ich nicht davor haben, wahres Kunstwerk ist sie nicht, und nur im presens ist man selig, nicht zurück, nicht vorwärts darf der Gedanke schweifen in Webers Musik, denn Vergangenheit und Zukunft liegen nicht darin, weil es an grandiosem Zusamenhange fehlt, und nur aus interessanten weichen und zarten Momenten bestehet, die zwar mit bedeutenden Erfolg und Geschikt an einander gereiht sind. Er versteht die Herzen. Das Herz aber, das tiefere kennt er nicht, so wie er noch weniger den denkenden Künstler erfüllt, und befriedigt. – – –

Das sagt auch der Reis, es wäre nicht große, aber sinnige Musik, das heißt alles verständig geordnet, und klug auf den Effekt berechnet. Zum Beispiel im Lach=Chor, das gefiele sehr, und dennoch wäre alles darin meist Manier. Die Forte und dann die Wiederholung Piano dergleichen hätte Mozart nicht gethan, Mozart habe alles durch die Fülle der Melodie und Harmonie bewirkt, die andern suchten durch künstliche Mittel dies zu erreichen, und das nennt der Reis Manier, doch wie gesagt gefällt ihm die Oper, und er sagt, sie werde mir gewiß auch sehr gefallen.