## Title: Aufführungsbesprechung Leipzig, Gewandhaus: Konzert von Heinrich Joseph Baermann und Carl Maria von Weber am 14. Januar 1812 ## Author: Anonymus ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030439 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Aus Leipzig.Wir haben diesen Winter mehrere interessante, von fremden Virtuosen uns bereitete Genüsse durch mannigfache Conzerte gehabt, welche zum Theil großen Beifall fanden. Unter diese muß man auch dasjenige zählen, welches von dem als Compositeur bereits vortheilhaft bekannten Herrn Carl Maria von Weber, in Gemeinschaft mit dem ersten Clarinettisten Sr. Maj. des Königs von Baiern, Herrn Heinrich Bärmann, am 14ten Januar gegeben wurde. Herr von Weber zeigte uns durch Aufführung seiner Ouvertüre zu der Oper: Der Beherrscher der Geister, daß ihm nicht nur ein wahrhaft origineller erfindungsreicher Genius einwohne, dem es vorzüglich gelingt, das Starke und Erhabene auszudrücken, und durch überraschende Wendungen und Melodien zu erregen und zu begeistern, sondern daß er auch das Orchester dergestalt zu leiten verstehe, daß die erwartete Wirkung seiner Musik sicher erfolgen muß. Nicht minder anziehend und vielleicht noch mehr für die Empfindung geeignet und durch anmuthsvolle Melodie ausgezeichnet war das von ihm komponirte Clarinettenkonzert, welches Herr Bärmann mit der größten Präcision, mit Kraft und Lieblichkeit in eigner schöner Vereinigung und dem reinsten Geschmack so vortrug, daß auch Kenner nichts zu wünschen übrig hatten. Das Pianoforte-Konzert und die Composition zum ersten Tone, einem Gedichte von Friedrich Rochlitz, beide von Herrn v. Weber, bewiesen deutlich, wie stark derselbe in Ueberwindung bedeutender Schwierigkeiten sey, und vorzüglich zeigte er sich beim Vortrag des erstern als einen der gewandtesten Klavierspieler. Ob die Wahl des Gedichtes für die musikalische Komposition gerade ganz glücklich war, möchte doch bezweifelt werden können, indem eine gewisse musikalische Malerei dabei fast unvermeidlich war. Die zahlreiche Versammlung bezeugte beiden Künstlern ungetheilten lauten Beifall.