## Title: Aufführungsbesprechung, Frankfurt: Konzert von Franz Heroux, darunter „Der erste Ton“ (WeV B.2) von Carl Maria von Weber ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030441 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Aus Frankfurt.(Beschluß.) […] Vor einigen Tagen gab Hr. Heroux ein Konzert, welches fast nur deswegen besucht ward, weil auf dem Anschlagzettel eine Deklamation der Frau v. Busch, und ein Terzett stand, welches man wieder zu hören wünschte. Beim Eintritt erfuhr man aber, daß Frau v. Busch nicht erscheinen würde, und auch das Terzett blieb aus. Daß Frau v. Busch dem Publikum, dessen Liebling sie ist, hier diese Täuschung bereitete, die sie auch vorigen Sommer dem Publikum von Offenbach in ganz gleichem Fall bereitet hat, beweist Mangel an Achtung gegen das Pu blikum, und verdient eine öffentliche Rüge; denn krank war sie nicht, da sie noch Nachmittags auf der Promenade ging. Das Konzert selbst war sehr mittelmäßig; nur der schöne weiche Flötenton eines Spaniers in übrigens unbedeutenden Variationen, die reiche Instrumentirung von Klaviervariationen unsers geschickten Alois Schmidt, welche aber nicht würdig vorgetragen wurden, endlich auch die geniale Komposition des Ersten Tons von Hr. v. Weber, verdienten eine Erwähnung, obschon, was letzteren angeht, seit Haydn das Licht werden ließ, und die Farben mit Tönen malte, diese himmlische Kunst wieder von der Erde verschwunden und keinem seiner Nachfolger hinterlassen zu seyn scheint. In diesem ersten Ton fehlte auch noch der auf dem Anschlagzettel genannte Bassist, Hr. Berthold, so daß ein Liebhaber die Gefälligkeit haben mußte, seine Stimme zu übernehmen. Als aber der Chor das Orchester bestieg, stürmte eine Masse von ungefähr 30 jungen Leuten nach den vordern Plätzen hin, um den ersten Ton zu sehen, pflanzte sich dicht vor die Damen, unter welchen mehrere fürstliche Personen sich befanden, so daß diesen nur die einzige Aussicht auf die Rücken dieser artigen Herren übrig blieb, die auch nicht zu bewegen waren, den mit Sturm eingenommenen Platz zu übergeben, während ein andrer ihres Gleichen unten im Sale den Hut aufsetzte. Die wenigsten davon waren wohl hiesige; aber es ist dennoch unbegreiflich, wie mehrere Personen zu gleicher Zeit den guten Ton, welcher eigentlich der wahre erste Ton ist, so verläugnen, sich so vergessen, und alle Achtung, die sie sich und andern schuldig sind, auf die Seite setzen konnten. Uebrigens sind der Konzerte in diesem Winter weit weniger als im vorigen, und dieses letzte Konzert mit seinen Begebenheiten dürfte ihnen überhaupt einen Stoß gegeben haben. Einige ähnliche frühere Erfahrungen, wo das Publikum in der Erwartung des angekündigten sich getäuscht fand, wo man die Kunst handwerksmäßig betrieben, und nur die Gewinnsucht vorherrschend wahrgenommen hatte, verbunden mit der nothwendig gewordenen Einschränkung vieler Familien, machten, daß wir im Laufe diese Winters selbst schon um manches Konzert, welches gewiß frei von diesen Fehlern gewesen seyn würde, gebracht wurden. So entbehrten wir das Vergnügen, die Herren Femy aus Frankreich, die auf der Violine und dem Cello sich in hohem Grade auszeichnen, unsern sehr verdienten ersten Clarinetisten Hofmann und den eben so verdienten Contrabassisten Thieme in eignen Konzerten zu hören, deren Subscriptionen bis jetzt nicht zu Stande zu bringen waren. Das brave Orchester hat indessen die Erlaubniß zu vier abonnirten Konzerten erhalten, deren zwei gegeben, aber auch weniger, als sie es verdienten besucht worden sind. In der Ankündigung erwähnte das Orchester eines Anerbietens als Beweggrund, wodurch es sich vor einem andern Orchester Deutschlands rühmlich auszeichnet, nämlich: es hoffe, sich durch dieses Abonnement in Stand gesetzt zu sehen, einem jeden fremden Künstler ein vollständig und verstärkt besetztes Konzert verschaffen zu können. Eine so liberale Aeußerung verdient zu gleicher Zeit den Dank der Fremden, und die reale Anerkennung der Einheimischen. Noch wäre zu wünschen, daß die Konzerte immer pünktlich zu der gesetzten Stunde anfingen, wie dies beim Theater geschieht. Das Publikum richtet sich immer gerne nach der Stunde, wenn es nur weiß, daß sie auch genau beobachtet wird.