Aufführungsbesprechung Riga: 1823 (darunter „Silvana“, „ Preciosa“, „Freischütz“, WeV C.5, WeV F.22, WeV C.7)

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Riga. Dankbar denkt noch mancher Freund der Tonkunst unter uns an die Musikfreuden zurück, die uns der treffliche J. N. Hummel vor einem Jahr hier gewährte; wir Nordländer sind vielleicht erkenntlicher dafür als Andere – vielleicht, weil uns seltener ein so vollkommener Genuss wird. – Jetzt haben wir nun auch die nähere Bekanntschaft des gefeyerten C. M. von Weber gemacht, indem die Theaterdirection mehrere seiner dramatischen Kompositionen gab. Das meiste Glück machte auch hier der Freyschütz, welcher bereits siebzehn Mal gegeben wurde*. Es giebt Viele unter uns, die diese Musik über alles hoch halten, doch auch Andere, die sich mit dem Ganzen, namentlich mit dem grässlichen Finale des zweyten Aktes, nicht befreunden können und dafür Hrn. von W. keinesweges Dank sagen möchten, wäre es auch nur der leidigen Nachahmer wegen. – Der Freyschütz gehört übrigens zu den gelungeneren Darstellungen unserer Bühne, wenn man nämlich die beschränkten Mittel derselben beachtet. – Hr. Funk giebt den Caspar so gut, dass er wohl überall gefallen dürfte und Mad. Dölle singt gewöhnlich die Partie der Agathe befriedigend. Zu der allerliebsten Ariette des Aennchen in Es (in welcher Rolle Dem. Hortian sehr gefällt) spielt die concertante Bratsche der Senior aller hiesigen Künstler, der über siebzig Jahr alte Hr. Dännemark, mit Sicherheit, Eleganz und Zartheit, gleich einem Jüngling. – Eine zweyte ältere Oper Webers, seine Silvana, lernten, wir auch kennen*. Da es unter den deutschen Opern unserer Zeit so wenige giebt, die man gern und oft hören möchte, ist es wirklich befremdend, dass diese Oper, eine der vorzüglicheren, nur auf so wenigen Bühnen gegeben wird. Wir erfreuten uns bereits öfters an dieser an Schönheit jeder Art reichen Musik und gewinnen sie immer lieber. – Die bedeutende Partie der Hoboe wird von unserm Landsmann Herrn Pahl sehr gut ausgeführt, auch Hr. Jacobi (aus Dessau) behandelt sein obligates Violoncell meisterhaft. – Die dritte gleichfalls beyfällig aufgenommene Neuigkeit war Preciosa von Wolf mit Webers charakertistischen Musik*. – In den Rollen der Preciosa und Silvana glänzt der Liebling des Publikums, unsere Mitbürgerin Mad. Feddersen; Figur, Spiel, Tanz und Anmuth in Sprache und Gebehrde machen diese Künstlerin | wirklich liebenswürdig in beyden Stücken.

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Apparat

Zusammenfassung

Aufführungsbesprechung, Riga: 1823 (u. a. mit „Silvana“, „ Preciosa“, „Freischütz“)

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Dubke, Esther

Überlieferung

  • Textzeuge: Allgemeine Musikalische Zeitung, Jg. 25, Nr. 33 ( 13. August 1823), Sp. 530–534

    Einzelstellenerläuterung

    • „… bereits siebzehn Mal gegeben wurde“Rigaer Erstaufführung am 25. September [= 7. Oktober] 1822.
    • „… , lernten, wir auch kennen“Rigaer Erstaufführung am 12. [= 24.] Februar 1823.
    • „… Wolf mit Webers charakertistischen Musik“Rigaer Erstaufführung am 15. [= 27.] Januar 1823.

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