WeGA, Rezeptionsdokumente, Digitale Edition Aufführungsbesprechung Stuttgart: <q>Clavigo</q> von Johann Wolfgang von Goethe am 30. Oktober 1810 Anonymus Veit, Joachim Stadler, Peter Übertragung Fukerider, Andreas

Version 4.9.1 vom 5. Februar 2024

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Machine-Readable Transcriptions of Newspaper Articles about Music and Theatre Performances in the early 19th Century

Schreibtafel von Mannheim: Clavigo von Johann Wolfgang von Goethe Königliches Hoftheater in Stuttgart 30. Oktober 1810 Schreibtafel von Mannheim Ferdinand Kaufmann Mannheim 21 4. November 1810 1r Fraktur

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Königliches Hoftheater in Stuttgart. 30. Oktober 1810.

Die Direktion der hiesigen Hof-Schaubühne verdient unsern Dank, daß sie Göthe's Clavigo wieder einmal zur Darstellung brachte. Es ist wohl jetzt mehr als jemals nöthig, wo das Triviale, Frivole und Platte die Oberhand auf der deutschen Bühne immer mehr zu erlangen droht, und die Reinigkeit des Geschmackes, bei der Menge wenigstens, schon vergiftet hat, daß die Meisterwerke der Heronen unserer Theater-Literatur den oft entweihten Schauplatz von Zeit zu Zeit reinigen. Wenn auch die Kräfte unserer Darsteller, einige wenige ausgenommen, für einen Karlos, Egmont, eine Iphigenie u. s. w. nicht zureichen, so kann doch der lobenswerthe Fleiß der die meisten unter ihnen beseelt, unter der Leitung des geschmack- und einsichtsvollen Direktors, den Mangel an wahrem Kunsttalente hie und da ersetzen. Im Clavigo verdienen die Herren Lembert u. Miedke vor den Uebrigen genannt zu werden. Hr. Lembert gab den Clavigo im Ganzen recht brav, nur wäre seiner Darstellung ab und zu mehr Energie, mehr Bestimmtheit zu wünschen gewesen. Hr. Miedke als Beaumarchais befriedigte gleichfalls im Allgemeinen, ausser daß bei der Erzählung im zweiten Akt die nothwendige Gradation in Sprache und Bewegung vermißt wurde. Die Erzählung soll zwar mit äusserster Ruhe und Besonnenheit, oft sogar mit anscheinender Kälte vorgetragen werden, aber der innige Antheil des Erzählers muß immer hervorleuchten. Ueberhaupt ist es ein Fehler des Hrn. Miedke, den er sich bei vielen Leistungen zu Schulden kommen läßt, daß er Ruhe oft mit Gleichgültigkeit verwechselt, sowie er sich hinwiederum im Ausbruche des Affekts zu wenig zu mäßigen versteht. Hr. Reinhard gab den Karlos. Dieser Schauspieler hat einen richtigen Takt, und wird daher selten eine Rolle ganz vergreifen. Dessenungeachtet ließ er sich in der Rolle des Karlos einen Mißgriff zu Schulden kommen, wodurch der Charakter größtentheils eine fast ganz falsche Bedeutung erhielt: – er gab die Rolle zu gedehnt, zu breit, zu steif, und legte nicht eine Spur jener geschmeidigen Lebhaftigkeit, jener nachläßigen, und doch nicht vernachläßigten Haltung hinein, welche diesen übersatten Weltling charakterisiren müssen. Wenn ein Charakter vom Dichter so bestimmt gezeichnet ist, wie dieser Karlos, so ist es unbegreiflich, daß er vom Schauspieler so ganz verfehlt werden kann. – Hr. Wohlbrück wird einige Gastrollen bei uns geben. MarinelliRolle des Kammerherrn in Emilia Galotti soll die erste seyn. Mit Vergnügen werde ich über die Leistungen dieses Künstlers berichten. –