WeGA, Rezeptionsdokumente, Digitale Edition Aufführungsbesprechung Leipzig, Universitätskirche: Konzert von Filippo Sassaroli, darunter das Offertorium <q>In die solemnitatis</q> (WeV A.4) von Carl Maria von Weber S. Veit, Joachim Stadler, Peter Übertragung Fukerider, Andreas

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Aufführungsbesprechung Leipzig, Universitätskirche: Konzert von Filippo Sassaroli, u. a. mit dem Offertorium In die solemnitatis (WeV A.4) von Carl Maria von Weber S. Nachrichten aus dem Gebiete der Künste und Wissenschaften Chronik der Königl. Schaubühne zu Dresden Winkler, Karl Gottfried Theodor Kind, Friedrich Abend-Zeitung Arnoldische Buchhandlung Dresden 3 62 13. März 1819 2v Fraktur

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Leipzig, den 16. Febr. 1819.

Am 8ten dieses gab der vortreffliche Sassaroli in unsrer glänzend erleuchteten Universitätskirche, vor einem sehr zahlreichen Auditorium, sein schönes Concert. Die Wahl der Stücke war (ein Pater noster, von Borghi, ausgenommen, dessen mittlerer Satz blos als Kirchenmusik Werth hat,) kaum zu tadeln. Die geniale Ouverture, von Beethoven, zu Collin's Coriolan, wurde gut ausgeführt, obgleich im Ganzen das Orchester für diesen Raum noch zu schwach war. Unter den Gesangstücken hat mir C. M. von Weber's glänzendes Offertorium und Morlachi's gefälliges und gut instrumentirtes Magnificat, so wie die, am Schlusse recht kräftigen Effekt hervorbringende Cantate desselben Meisters, sehr gefallen. Aber nun Sassaroli selbst. Wer jemals die schmelzenden Töne dieser Nachtigall, sein unerreichbares Portament, seinen tiefen Ausdruck, den er in gewisse Töne zu legen vermag, und die Phantasie, welche in seinen Coloraturen ist, in der Dresdner Hofkirche gehört hat, wo alle Töne des Orchesters in einem Meere wogen und schweben, der wird das in einer hiesigen Zeitung ausgesprochene Urtheil ungemein hart, und die ganze Stellung und Umgebung desselben durch Nebenbemerkungen, die nicht zur Sache gehören, etwas partheiisch finden. Auch hat Schreiber dieses das bedeutende Detoniren des Sängers in diesem Concerte allerdings mit Bedauern bemerkt; über das Verrücken des Tempos könnte noch viel Gründliches gesprochen werden, bevor das Erlaubte oder Unerlaubte ausgemacht und entschieden wäre, – denn mir ist das steife und strengmechanische Festhalten des Tempos, eben so als ein willkührliches Verrücken, Extrem; auch gestehe ich gern, daß man den Sänger in seinen Umgebungen, in der Kirche zu Dresden, weit vortheilhafter gehört hat, als in dem weit weniger nachhallenden Gewölbe der hiesigen; – aber die oben angeführten Vorzüge, welche auch hier dem Feinhörenden und Fühlenden nicht entgehen konnten, sind bei Sassaroli von der Art, daß man ihmm und vielleicht wenig Sängern außer ihm, das üble Detoniren übersieht, fast wie man bei einer sehr geistreichen, mimischen Darstellung wohl zuweilen über das Alter des Darstellenden hinwegzusehen geneigt ist: Hoch lebe deutscher Gesang! rufe ich nicht minder; – aber wir brauchen dem italienischen kein Perest zu bringen. Wir sollen unser Urtheil nicht vom fremden abhängig machen; aber so schon große und anerkannte Kunstkenner günstig eurtheilt haben, da müssen wir uns hüten, ein entgegengesetztes Urtheil nicht mit allzugroßem Selbstvertrauen auszusprechen.

S.