## Title: Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater vom 11. bis 13. Oktober 1819 ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030686 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Am 11. Oct. Ihro K. K. Hoheiten der Prinz Friedrich mit seiner Gemahlin erschienen nach ihrer Vermählung heut zum ersten Male im Schauspielhause, und wurden mit dem lautesten Jubel der zahlreich anwesenden Menge empfangen. Alsdann ward der in No. 249 dieser Blätter mitgetheilte Prolog gesprochen und dargestellt, worauf abermals freudiger Beifall erfolgte. Nun begann die Aufführung des zum ersten Male heut gegebenen Stückes, Cervantes in Algier, Schauspiel in 5 Akten, von Kuffner (nicht Küffner, wie der Anschlagezettel besagt), dessen Beurtheilung wir einer wiederholten Vorstellung vorbehalten. Am 12. Oct. Der Selbstmörder, Drama in 1 Akt, von Kotzebue, und Maske für eine Maske, Lustspiel in 3 Aufzügen, von Jünger. Am 13. Oct. L'Italiana in Algeri. Komische Oper in 2 Aufzügen, Musik von Joachim Rossini. Da Referent mit einiger Gewißheit voraussetzen kann, daß jeder Musik- und Theaterfreund bereits einige oder mehrere Rossinische Opern kennen wird, und sämmtliche Opern dieses Componisten, wenigstens soweit sie Ref. bekannt wurden, in der Hauptsache einander so ziemlich ähnlich sind, so dürften wohl wenige Worte hinreichen, um auch die vorgenannte Oper – eine leibliche Schwester des Turco in Italia – hinlänglich zu characterisiren. Sangbare, dem Ohre schmeichelnde, oft wirklich süßliche Melodie (gleichviel, ob mit oder ohne Beistimmung der vorzutragenden Worte), ist der Hauptbestandtheil der ganzen Tonmasse, der dann vom Componisten noch so viel Zusatz von Harmonie gegeben worden ist, als ihm nöthig scheinen mochte, um sie mit den beliebigen Glanz-Effecten zur gangbaren Münze auszuprägen. Daß auf diesem Wege mehrere recht artige Stellen und einige wirklich gelungene Sätze, vorzüglich in den komischen Parthieen, entstanden sind, läßt sich durchaus nicht läugnen; aber dem Ganzen ein ergreifendes Interesse beizulegen – dazu kann Ref. sich doch nicht entschließen. Auch schien diese Oper, unter allen übrigen hier gegebnen Rossinischen Werken, am kühlsten vom Publikum aufgenommen zu werden, und die ertheilten Beifallsbezeigungen galten augenscheinlich mehr dem, keine Anstrengung scheuenden, und fast durchgängig sich sehr brav haltenden Sänger-Personale und Orchester – mit einem Worte: mehr der Aufführung, als der Composition selbst. Am ausgezeichnetsten ist die Partie des Sign. Cantu ausgestattet, der aber auch hier eine so ungewöhnliche Fülle von Bravour entfaltete, daß ihm unstreitig die meisten Lorbeern zu Theil wurden. Nächst diesem behauptete der, gewiß mit vollem Rechte so allgemein geschätzte Sign. Benincasa, sowohl durch Gesang als unerschöpfliche Laune, einen ehrenvollen Platz, und Refer. glaubt nicht zu viel zu sagen, wenn er das beste Theil an der diesmaligen Unterhaltung des Publikums auf Rechnung dieses braven Komikers schreibt. Auch Sigra. Sandrini führte ihre Parthie mit aller der, in Spiel und Gesang an ihr gewohnten, Leichtigkeit und Präcision aus; vorzüglich trug sie ihre große Arie im ersten Akte ganz ausgezeichnet gut vor. Sign. G. Sassaroli, so wie Sigra. Mieksch und die übrigen mitspielenden Personen, thaten ebenfalls sämmtlich alles, was in ihren Kräften stand; und auch das Orchester bewährte seinen alten Ruhm. Die Aufführung konnte also mit Recht sehr gelungen genannt werden; und dennoch schien es, als könne diese Oper das anwesende Publikum nicht erwärmen.