Aus
Breslau,
vom 14ten April 1805.
Die famöse Theatergeschichte – jetzt im prozessualischen Laufe – war die
Veranlassung, daß Fanchon zum außerordentlichen Benefiz der Mad. Gehlhaar am 6ten dies. M.
gegeben wurdeAm 16. März 1805 war
während der Vorstellung ein Anschlag auf die Schauspielerin mit Vitriolsäure
verübt worden, der glimpflich ausging. Danach war ihr ein zusätzliches Benefiz
gewährt worden.. Aufs angelegentliche strebte man darnach, ihr Satisfakzion
zu geben. Von Seiten der Direkzion wählte man dieß Benefiz und das Publikum zeigte
die eklatanteste Theilnahme. Das Haus war so voll, daß viele wieder zurückkehren
mußten, die Einnahme war außerordentlich, die Aufführung gut. Mad. Gehlhaar gewann Lob und Ehre, ward jubelnd herausgerufen,
und dankte mit Gefühl und Grazie.
Am 7ten ward Gefunden, ein Lustspiel
von K. L. Kaibel, zum
ersten Mal gegeben. Es ist zwar kein Meisterstück, kann aber mit Recht unter die
guten Lustspiele gezählt werden. Es fehlt hier Raum, dieß zu dokumentieren,
versichern muß ich indeß, daß die Karakterzeichnung sehr richtig, der Dialog gut,
manche Szene voll komischer Kraft und die liebliche Fabel selbst dramatisch –
korrekt, belebt und berechnet ist, so daß dieß Produkt Emfehlung verdient und seinem
Verfasser Ehre macht.
Der große Bandit Abällino schloß vor den Osterferien die Bühne. Seit acht Jahren
schlief das Ungeheuer, und Hrn. Kaibels Kräfte zu versuchen, mußt’ es wieder erstehn und fand
den alten Beifall. Flodoard wurde sehr wahr
dargestellt, und die übrigen Charaktere, wenn sie welche sind, fanden auch richtige
Belebung. –
Neue Stücke und neue Subjekte soll uns der Frühling bringen. Ob Blüthen? ob Früchte?
wollen wir hoffen, wünschen vor allem aber Eintracht! –
Verlassen hat uns Hr. Veltheim ein eben so wackerer Künstler, als Mensch. Sein Abgang
wird von einem großen Theil des Publikums und sehr von seinen Freunden bedauert. Er
mußte dem bessern Schicksale folgen, das ihm aus Danzig winkte; mög’ es ihm reell werden, er verdient es. –
Auch die Konzerte – in vieler Rücksicht ein Gemisch von Harmonieen und
DissonanzenUnstimmigkeiten gab es
wegen der Konzertansetzungen: Weber war laut
Anstellungsvertrag der Gründonnerstag
als Termin für sein Benefizkonzert zugewiesen; Schnabel wählte (wie gewöhnlich) denselben Tag für seine Aufführung
der Schöpfung in der Aula Leopoldina. – sind jetzt, der Mode gemäß, zu
Ende. Ihr Schluß war von vielen Seiten glänzend. Hr. Musikdirektor Weber führte zu seinem Benefiz
am 11ten d. M. eine musikalische Akademie im Theater auf, die eben so brillant, als
geschmackvoll war. Voglers Ouverture der Oper Samor machte den Anfang und
Glucks
Alceste schmückte das
Ganze. In der Aula Leopoldina erinnerte Hr. Janicynk mit der Aufführung der
Geisterinsel von
Gotter, komponirt
von ZumsteegAufführung am 9. April 1805; vgl. die
Anzeigen in: Schlesische privilegirte Zeitung, 1805,
Nachtrag zu Nr. 40 (3. April), S. 514, Nachtrag zu Nr. 41 (6. April), S. 528 und
Nachtrag zu Nr. 42 (8. April), S. 542., in sehr reiner Exekuzion an die
Manen dieser Unsterblichen, und Herr Schnabel – ein wahrhaft seltenes musikalisches Genie –
erweckte den Frühling mit Haydns
SchöpfungAufführung am 11. April 1805 in der Aula
Leopoldina; vgl. die Anzeigen in: Schlesische privilegirte
Zeitung, 1805, Nachtrag zu Nr. 37 (27. März), S. 473, Nachtrag zu Nr. 38
(30. März), S. 490 und Nachtrag zu Nr. 42 (8. April), S. 542.. –